Liebe Mitbürger,
heute morgen am Frühstückstisch erinnerte mich einer meiner Söhne, daß unsere Familie mit einer Freundin und ihrer Tochter vor genau einem Jahr den Erfurter Weihnachtsmarkt besucht hatten. Er zählt zu den schönsten in Deutschland. Die Kinder gerieten bei den Schilderungen ihrer Eindrücke regelrecht ins Schwärmen, bis ich ein wenig Wasser in den Wein goß und anmerkte, daß auch vor einem Jahr nicht mehr alles »Gold war, was glänzte« und nannte als Beispiel die häßlich-grauen »Merkel-Poller«, die das friedliche Markttreiben auf dem Erfurter Domplatz gegenüber islamistischen Anschlägen sicherer machen sollten.
Meine Frau setzte noch einen drauf und erklärte etwas spitz, daß im nächsten Jahr der Markt bestimmt wieder stattfinden würde – allerdings gebe es dann vermutlich nur Zutritt mit gültigem Impfausweis! Jetzt war die vorweihnachtliche Stimmung dahin und wir Erwachsenen mußten uns von den Kindern – zurecht! – den Vorwurf gefallen lassen, immer nur an Politik zu denken.
Sie kennen das vielleicht auch aus eigenem Erleben: man nimmt sich wieder fest vor, das »garstige Lied« der Politik einmal für kurze Zeit nicht anzustimmen, verfällt dann aber doch wieder ins Lamentieren über den schlechten Zustand unseres Landes. Angesichts der Entwicklung ist das auch nur allzu verständlich. Das nun zu Ende gehende Jahr war schlimm. Und es gibt wenig Anzeichen dafür, daß es nächstes Jahr besser werden könnte, im Gegenteil: die Regierung ist wild entschlossen, an der totalitären Schraube weiter zu drehen. Mittels der überzogenen Corona-Maßnahmen werden Demokratie, Freiheit und Bürgerrechte immer weiter abgebaut und alles, was dagegen opponiert, rigoros niedergehalten.
Waren die politischen Mißstände in vergangenen Tagen für viele noch sicher entfernt und recht gut mit Wohlstandswatte abgepolstert, so rücken die Probleme den Menschen immer mehr auf die Pelle und bestimmen zunehmend das tägliche Leben. Das ist zum einen bedauerlich, andererseits steigen auch so die Chancen, daß immer mehr Bürger aus ihrem Schlummer erwachen und den Ernst der Lage erkennen. Die »Schöne neue Welt« Huxleys mit ihrem flachen »Brot und Spiele-Modus«, in der es sich viele bequem gemacht hatten, weicht immer mehr Orwells düsterer Vision eines repressiven Überwachungs- und Kontrollregimes. Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Politik geben einen kleinen Vorgeschmack auf die Zukunft, die mehr von Orwells Bitterkeit als von Huxleys Süße haben wird.
Bekanntlich wächst das Rettende mit der Gefahr. So hat sich in den letzten Jahren eine starke Bürgeropposition gebildet, die Hoffnung macht. Sie ist aus ganz unterschiedlichen Problemlagen und Motiven – wie der Euro-, Gender- und Einwanderungskritik – entstanden und hat sich in diesem Jahr mit der Querdenken-Bewegung um ein weiteres Thema erweitert. Der Widerstand ist damit breiter, bunter und unübersichtlicher geworden.
Das sollte auch die AfD vergegenwärtigen, die im nächsten Superwahljahr möglichst große Wählerschichten erreichen muß, um ihrer Rolle als größter parteipolitischer Oppositionskraft im Land gerecht zu werden. Angesichts der ernsten Lage gilt es, das Trennende zurückzustellen und das Gemeinsame zu betonen – auch innerparteilich. Nur als nach außen geeinte Kraft kann die Bürgeropposition ihre Wirkung entfalten: auf der Straße wie im Parlament.
Der Widerstand gegen die Anmaßungen und Übergriffigkeiten des herrschenden Machtkomplexes braucht einen langen Atem, der weniger auf einer äußeren als auf einer inneren Stärke beruht. Weihnachten als ein Fest der Liebe und des Lichts hat in unserer deutschen Tradition immer auch einen besonders innerlichen Charakter besessen. Es ist eine Zeit der inneren Sammlung und der Hoffnung auf eine lichtere Zukunft. Das ist im Zuge des allgegenwärtigen Konsumrausches oft vergessen worden. Nutzen Sie den erzwungenen »Lockdown« zu dieser Stärkung. Lassen Sie im Kreise Ihrer Lieben für ein paar Tage das laute und leere Getöse der Welt hinter sich und besinnen Sie sich auf das Wesentliche. Auch ich fahre meinen Rechner jetzt herunter und schalte ihn erst im neuen Jahr wieder an.
Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2020 und ein gesundes neues Jahr 2021!
Ihr Björn Höcke