Weder ein Advokat der „Rechtspopulisten“, noch Symbolfigur der Aufbruchsstimmung innerhalb altpolitischer Kreise, so könnte man den Auftritt von Prof. Werner Patzelt am 15. November im Landtag Thüringen zusammenfassen. Wobei auch zur Wahrheit gehört, dass er rhetorisch, vor allem in der Fragerunde, geglänzt hat.

Aber von vorne. Am letzten Donnerstag sprach Patzelt, organisiert vom Thüringer Landtag, der Thüringer Mediengruppe und der Universität Erfurt, vor vollen Rängen in Erfurt. Zur Hälfte besetzt mit Studenten, zur anderen Hälfte mit jenen, die bereits im Arbeitsleben stehen bzw. standen. Landtagspräsident Christian Carius (CDU) war sichtlich erfreut über den Gast aus Dresden. Der Vertreter der Mediengruppe hingegen hat sich erkennbar in seiner Ankündigung gewunden: Auch „kontroverse“ Redner müsse man einladen. Fast schon entschuldigend wirkten seine Sätze. Da stand Carius doch aufrechter.

Zunächst referierte Patzelt (ebenfalls CDU-Mitglied) über Populismus, über Begrifflichkeiten und Abgrenzungen. Wichtig ist ihm die Aufrechterhaltung der freiheitlichen Grundordnung, wer dies gefährde, erweist sich als schlechter Populist. Denn Populismus ist ja nicht per se schädlich. Es wurden die Dimensionen des Populismus ausgeführt und detailliert beschrieben. Zugegeben, doch sehr akademisch, nichtsdestotrotz interessant. So führte er aus, wann und warum Populisten im Aufwind sind, nämlich dann, wenn die etablierten Parteien selbst eine Glaubwürdigkeitslücke aufreißen, indem sie einen großen Teil ihrer Wähler ignorieren. Diese Lücke zu schließen bedarf des Mutes, der allzu oft in der Altpolitik fehlt.

Anschließend stellte sich Prof. Patzelt den Fragen. Und das war, dies muss man neidlos anerkennen, doch eine Stunde der Rhetorik. Auf die obligatorischen und in Teilen hysterischen linken Fragen, etwa, wieso er für „rechte“ Medien schreibe oder überhaupt mit diesen „Populisten“ rede, blieb Patzelt gelassen und dennoch clever. Immer wieder betonte er, dass, wer sich wirklich gegen destruktiven Populismus jeglicher Art einsetzen und nicht nur in seiner eigenen Echokammer bleiben will, sich den Gefährdern der Grundordnung im verbalen Duell entgegenstellen muss. Und immer wieder stellte daraufhin ein Linker nervös die Frage, warum das denn nötig sei. Obwohl diese Begründung erst kurz zuvor abgegeben wurde. Es scheint, als wollen die selbsternannten Musterdemokraten alles tun, um zu verhindern, dass sie an ihrem so wunderbar aufgebauten Weltbild Zweifel hegen müssten. Wer sich für unfehlbar hält, der fragt nicht, der schreit.

In diesem Sinne haben sich die Linken, zumal jene, die vor der Veranstaltung mit Flyern Stimmung gegen Patzelt schüren wollten, mal wieder demaskiert.

Vom Abend bleibt ein Professor, der einen starken Auftritt hatte, ungeachtet dessen, dass er mit seiner teilweise negativen Einschätzung der AfD nicht in allem mit mir übereinstimmt. Aber nur um mir mein eigenes Weltbild bestätigen zu lassen, bin ich ja nicht nach Erfurt gefahren.

 

Nadine Hoffmann