ARNSTADT, 23. September. Hammerecke am Wollmarktsplatz. Es ist 9.30 Uhr, als die ersten Fahrzeuge für die letzte Aktion vor der Bundestagswahl auf den traditionsreichen Platz nahe des alten Fischtores der Kreisstadt Aufmerksamkeit bei vorüberfahrenden Fahrzeugen erzeugen. Die rote „Landrettungsfeuerwehr“, gesteuert von Rüdiger Schmitt, ist einfach ein Hingucker. Einer nach dem anderen Teilnehmer rollt mit seinem Fahrzeug auf den Platz. Es ist Samstag und nur noch wenige Stunden trennen Deutschland von der historischsten Wahl seit der Wiedervereinigung oder der Vereinnahmung, wie manche sagen. Das Jahr 2017 steuert merklich auf den gesellschaftlichen Höhepunkt zu. Im Kreisverband Ilmkreis-Gotha wurde diese Fahrt in den Herbst kurz entschlossen organisiert.
„Warum sollen wir heute irgendwo noch zwei Infostände aufbauen, wenn wir durch diesen Fahrzeugkonvoi viel mehr Aufmerksamkeit erzeugen können?“ Eine berechtigte Frage von Marcus Bühl, Mitglied im Vorstand und Listenkandidat, Platz 3. In den letzten Tagen hat er, haben wir alles gegeben. Infostände in Arnstadt und Ilmenau, Tagesausfahrten mit der alten Benz-Oltimerfeuerwehr, …zig Gespräche an den Ständen. Plakate haben wir nachgehangen, die heruntergerissen wurden oder stark beschädigt waren, Flyer und die „Thüringenpost“ in die Briefkästen verteilt. Es wollte kein Ende nehmen. Auf diese Fahrt freuen sich alle. Erst zwei Tage ist es her, als Björn in Arnstadt in der „Goldenen Henne“ auftrat, immer wieder unterbrochen von Höcke-Rufen und nicht enden wollenden Applaus. Doch das ist eine andere Geschichte. An diesem Morgen hat sich bei vielen die Hoffnung eingestellt. Die Route streift viele Gemeinden. Als Matthias Glock, er ist als Führungsfahrzeug in seinem Jaguar, eingeteilt, die Route und die Regeln bekannt gibt, gibt es leichtes Staunen. Sogar nach Erfurt soll es gehen? „Damit die Erfurter Buffbohnen auch mal rot und blau geeint sehen können“, sagt einer in der Runde und alles lacht. Irgendwann wird uns die Stadt ohnehin gehören, da sind sich viele sicher. Also – los gehts. Arnstadt, Marlishausen, Stadtilm – hier wird erstmals auf dem neu gestalteten Marktplatz samt dem sanierten Albert Methfessel-Denkmal ein blaues Lüftchen wehen. Dann gehts weiter durch Griesheim, Bücheloh, Ilmenau. Von der UNI-Stadt geht die Fahrt nach Elgersburg, Geschwenda, Gräfenroda, Frankenhain, Crawinkel Richtung Ohrdruf. Vor dem dortigen Rathaus wird ein weiterer kurzer Halt eingelegt. Von Ohrdruf gehts nach Schwabhausen und dort auf den Parkplatz des OBI-Baumarktes. Aus gutem Grund. Dort gibt es einen Bratwurststand, es gibt Kaffee und Gebäck – und Kundentoiletten! Was es nicht gibt – es gibt kein Gepöbele, dafür freundliche Blicke und Gesten, so wie auf der ganzen Fahrt. Danach wird die Wahlfahrt fortgesetzt. Wechmar, Wandersleben, Apfelstädt, Neudietendorf, Ingersleben, Stedten, Bischleben und letzlich Erfurt-Zentrum.Was für eine Tour! Da heißt es nicht bummeln. Der rote Benz mag es gemütlicher, 60 vielleicht bergab 70 Sachen. Wenn wir zum Kaffee zuhause sein wollen, muß es rollen. Und es rollt. Auch wenn wir durch den normalen Verkehr und roten Ampeln mitunter getrennt werden, wir kommen immer wieder zusammen.
Beim ersten Halt in Stadtilm klettern Rüdiger und Daniel – unser schwarzer Freund aus Ichtershausen – aufs Dach der Feuerwehr. Daniel liebt Deutschland und er redet seine erste Rede. Vorsichtig und dann anschwellend. „Der Islam gehört nicht zu Deutschland – und wir wollen die hier nicht haben!“ Ja, die Terroristen müssen wir in den Griff bekommen und aus Deutschland befördern. Mit dieser Kanzlerin aber wird das nicht gehen! Ein Arbeiter schaut uns fragend an: „Wo haben sie Euch denn rausgelassen? Ihr gehört doch gar nicht hierher?“ War das jetzt ernst gemeint? Nicht wirklich. Eine nicht ernst zu nehmende Frage. Da ist die Zeit zu knapp für eine Bekehrung. Es ist wirklich der einzige Fall von Engstirnigkeit auf dieser Fahrt durch das wunderschöne, frühherbstliche Thüringer Land. Auf der ganzen Fahrt gehen die Lichthupen an, recken sich die Daumen hoch, winken Männer und Frauen am Straßenrand. Nicht jeder, das weiß Gott nicht. Wir wollen nicht übertreiben. Doch die Zustimmung ist nicht zu übersehen und zu überhören. Das ist die Wahrheit. So wie unser jüngster Teilnehmer auch nicht zu überhören ist. Das Megaphon hat es ihm angetan. Max Graf, Sohn von Falko Graf, der zum Wahlkampfteam Ludwig gehört, scheint vernarrt in den Spruch zu sein: „Merkel muß weg!“ Doch er läßt auch den Ruf erschallen: „Wählt die AfD! Denkt an uns Kinder!“ Und er wird nicht müde dabei. Was für ein Hoffnungsträger! Einmal sagt er sogar: „Ich würde gern Bundeskanzler werden!“ Meine Güte, das müssen wir uns merken! Also lieber Max, Dir gehört unser ganzer Dank! Das sei gleich hier gesagt.
Auf der gesamten Tour wechseln die Fahrzeuge, verkehrsbedingt – und so ist mal der eine oder andere hinter der Feuerwehr. Ein Wagen fällt besonders auf. Ein silbener Benz, Typ Adenauer. Es ist der Wagen von Hans-Christian Köllmer, Ex-Bürgermeister von Arnstadt und noch heute Kreistagsabgeordneter. Einen Tag vorher wurde er gefragt – und sofort sagte er zu.
In Schwabhausen hat der Mann hinter dem Rost übrigens alle Hände voll zu tun. Thüringer Bratwurst geht immer. Ein wenig Geduld braucht es schon – doch das Warten lohnt sich. Sie schmeckt. Was Thüringen doch für ein schönes Land ist! Mit tollen Menschen, auch wenn einige aus Ahnungslosigkeit morgen noch mal CDU wählen. Wir wollen es ihnen nicht verübeln. Doch Max brüllt schon wieder: „Merkel muß weg!“ Es ist halt so, nicht jeder versteht das Elend, wenn es nicht an seine Haustür pocht. Aber dafür, daß dies nicht passiert, sind wir seit Wochen – nein seit vier Jahren unterwegs. Doch diese Wahl ist anders. Immer mehr Menschen erkennen diese Schicksalsfrage. Uns geht es nicht wie einst Don Quichotte, auch wenn es in Thüringen von Windmühlen nur so wimmelt. Das Wetter spielt übrigens total mit, selbst Petrus scheint auf unserer Seite zu sein. Kein Gewitter, keine dunklen Wolken. Die wird er erst morgen schicken. Und sie werden die Gesichter von Merkel und Co. blaß werden lassen. Da sind sich alle sicher. Manch einer würde sogar wetten. Doch machen wir uns nichts vor. Wir sind keine Träumer, auch wenn wir alle rein gar nichts gegen schöne Träume haben. Unser Thüringen. Das wir lieben, wie unser Vaterland. Von unserem Plan, den Landtag zu erobern müssen wir vorerst mal absehen. Unser Kolone hält kurz vor dem Erfurter Landtag, da wo sich bei den AfD-Demos tausende Menschen ansammelten, um Björn und unsere Leute zu hören. Wo einige wenige Verirrte mit Trommeln und Pfiffen zu stören versuchten, was ihnen nicht besonders gelang. Da mußte Angela Merkel andere Erfahrungen machen. Wie reist es sich von einem Pfeifkonzert zum anderen? Das fragen sich einige von uns. Mal schauen, ob wir es jemals erfahren werden. Vom Erfurter Landtag geht es zurück nach Arnstadt. Einige von uns steuern gleich ihr Zuhause an. Alles ist gut. Was für ein Tag!
Es gibt allerdings noch den Sonntag. Der wird noch schöner, weil ergebnisreicher. Wir haben alles gegeben, was man geben kann. An uns liegt es jedenfalls nicht, wenn Deutschland den Bach hinuntergeht. Wenn es einen Grund dafür gibt, daß dies alles noch schlimmer kommen kann, dann sind es die Sonntagsfahrer, die Spaziergänger, die auf Merkel und Co. vertrauen. Man kann es nicht anders sagen. Morgen werden wir es wissen. Für uns ist das viel, viel mehr als ein Anfang. 13 Landtage und Sitze im Europaparlament in vier Jahren – was für ein Aufbruch. Am Ende dieses Wochenende 23. und 24. September wird dieser Anfang, diese Bewegung Fahrt aufnehmen wie keine andere zuvor. Heute, an diesem Samstagabend, können wir nur noch Danke sagen an alle, die sich für Deutschland einsetzten wie nie zuvor. Wir danken Euch allen. Mehr können wir nicht sagen. Wir können nur versprechen, daß wir gemeinsam alles tun werden, damit hier im schönen Thüringen in absehbarer Zeit das grüne Herz Deutschlands blau schlägt. Und das schaffen wir. Das Vertrauen dazu und die Kraft schöpften wir auch bei dieser Fahrt durch unsere schöne Heimat an diesem 23. September! DANKE.
Text und Bilder: Hans-Joachim König