Vom Brüsseler Olymp der Korruption herabgestiegen, um die deutsche Version von Sozialdemokratie ins parteipolitische Paradies, sprich zum Bundestagswahlsieg zu führen, entpuppt sich Martin Schulz schon nach kurzer Zeit als falscher Prophet.
Die Beliebtheitswerte stagnieren, bestenfalls. Der Schulz-Effekt erweist sich als mediale Überhöhung und presseerzeugtes Phantom. Martin Schulz, der frisch aufpolierte Strahlemann der SPD, verliert an Glanz, sein Heiligenschein ist verrutscht.
Man könnte auch sagen: Der Schulz-Zug steckt fest, irgendwo in einem dunklen Tunnel unweit von Würselen. Weit ist er nicht gekommen und wird bereits von einer Bimmelbahn abgehängt.
Woran liegt`s, dass Martin es nicht kann?
Nun, zum einen, und das war dem aufmerksamen Beobachter von Anfang an klar, besteht ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem, wenn ausgerechnet die Verkörperung der bürgerfremden Brüsseler Lobbykratie den Kanzlerkandidaten einer einst ehrwürdigen Arbeiterpartei stellt. Kein anderer Altpolitiker steht derart für das EU-Funktionärswesen wie Schulz, der selbsternannte TTIP-Einpeitscher. Schulz ist weder ausgewiesener Experte in Sachen Sozialdemokratie noch Vorzeigebeispiel demokratischer Bestrebungen innerhalb der EU, Schulz ist Funktionär durch und durch, fürstlich alimentiert und mit dem Gebaren eines Feudalherren. Die Not im Hause SPD bei der Suche nach einer Galionsfigur muss wahrlich groß gewesen sein.
Diese Vergangenheit als Imperator mit dem Hang zu Sitzungsgeldern holt den heiligen Martin jetzt mit großen Schritten ein und will gar nicht zum Saubermannimage passen, das ihm die SPD-Strategen verpassten. Von Brüssel aus, erst nach Druck von außen, erging eine Rüge an Schulz für seine „großzügige“ Art mit Steuergeldern umzugehen.
Zum anderen ist Schulz nicht unbedingt der geborene Sympathieträger. Hölzern bis abgehoben in seinem Auftreten, die Reden geschliffen wie ein grober Klotz, wirkt er wie eine Mischung aus Einfalt und Anmaßung. Das unterscheidet ihn zwar nur marginal von beispielsweise Steinmeier, der wiederum auch nicht als diplomatischer Messias gilt und deshalb ins Schloss Bellevue verfrachtet wurde, ist aber selbst für SPD-Verhältnisse wenig eindrucksvoll. Wird jedoch mit 100% Zustimmung lautgeklatscht. Brandt dürfte über das „sozialdemokratische“ Bodenpersonal ähnlich entsetzt den Kopf schütteln wie Gott über seines.
Ohnehin hat die SPD ein riesiges Problem: Sie hat mit wehenden Fahnen die HARTZ-Regeln eingeführt und sich des größten Niedriglohnsektors in Europa gerühmt. Manch einer ihrer Aushängeschilder ist gar der Ansicht, dass man mit 600€ Rente doch nicht schlecht dran sei. Sie muss daher ganz viel Herz statt Hetze zeigen, um sich als Partei des Kleinen Mannes verkaufen zu können. Da ist Martin Schulz nicht wirklich die beste Wahl. Denn der zum Pontifex Maximus ausgerufene Schulz hat allenfalls das Zeug zum Brückenbauer nach Luxemburg, wo sein Busenkumpel Juncker das System der Steueroasen optimiert.
Was also tun, wenn die Schäfchen gehen und die Umfragewerte purzeln?
Der Götterbote aus Brüssel hat sich entschlossen, es hohen deutschen Kirchenfunktionären gleich zu tun, indem er mit der Rhetorik einer Dampflok gegen die AfD schnaubt (zugegeben, das kann die SPD eh am besten) und die fatale Asylpolitik als Reichtum anpreist (wobei einige Nutznießer in der Tat reich werden). Schulz übergießt die Gesetzesverstöße auch seiner SPD mit einer Schicht Goldlack und predigt den Himmel auf Erden von seiner Kanzel der Korrektheit. Ganz wie es Vorzeigepromis der Ära Postdemokratie tun. Auf diese Weise glaubt er, die Wahlherde zusammen halten zu können, die wiederum hofft nicht gerupft und gerissen zu werden. Des einen Motiv ist des anderen Interesse nicht.
Und als die AfD kürzlich auf ihrem Bundesparteitag in Köln beschloss, Kirchenfunktionäre nicht mehr aus allgemeinen Steuergeldern finanzieren zu wollen, da sah der Martin seine Stunde gekommen, um wieder in der Gunst des Altsystems aufzusteigen. Er wetterte gegen uns und spielte den Empörten. Eine ganz große Show. Zu den bunten Truppen, die mit Holzlatten bewaffnet AfD-Mitglieder und Polizisten bedrohten, schwieg Schulz allerdings. Wir haben auch nichts anderes erwartet.
Nur hat der Obersozi von Gabriels Gnaden die Rechnung jedoch ohne die Realität gemacht und steht damit in guter Tradition der SPD der letzten Jahre. Die zeichnet das Bild einer orientierungslosen Partei mit gesetzeswidriger Altpolitik zum Schaden Deutschlands und zu Lasten der Bürger und das mit aller dabei gebotenen Freude am eigenen Untergang. Selbst eine „aufbereitete“ Bundeskriminalstatistik kann nicht mehr über die Folgen der katastrophalen Agenda hinweg täuschen. Die Lebenswirklichkeit der Bürger wurde unter dem, was Tagesgeldpapst Schulz als Edelmetall bezeichnet, schlechter und gefährlicher. Das erkennen mittlerweile immer mehr Menschen im Land und sie sehen das „Phänomen“ Schulz als das, was es ist: Ein nach Brüssel weggelobter Parteifunktionär wurde mangels personeller Alternativen zum Kanzlerkandidaten der SPD gemacht und erlebt nun Götterdämmerung. Das ist sicher wie das Amen in der Kirche. Denn Martin Schulz repräsentiert die Sozialdemokratie so gut wie Rainer Woelki die christliche Demut. Daran ändern auch teuer inszenierte Schulz-Kampagnen und befohlene Martinrufe nichts.
Bleibt am Ende der Geschichte noch festzustellen: Die SPD ist nicht lernfähig, aber wenigstens darin ist sie konsequent!
Nadine Hoffmann