In einer Zeit, in der ein Justizminister systematisch das Gesetz aushebelt, Kirchenfunktionäre für den Islamismus beten oder Presseschaffende sich der Selbstzensur unterwerfen, bleibt dem Publikum auch folgendes Phänomen nicht erspart: Frauen, die im Namen der Emanzipation barbusig durch Straßen rennen und dem Sexismus halbnackt den Kampf ansagen. Sie nennen sich Femen und sehen sich als die neue Frauenbewegung. Jung, weiblich, mit politisch-korrekter Krakelschrift auf den Brüsten, Hipsterbrillen im Gesicht und Blumen in den Haaren. Männer sind für sie wahlweise lästig oder modisches Anhängsel. Provokation ist Politik, Multikulti ist Trumpf. Trump mögen sie gar nicht. Die AfD finden sie doof.

Die Femen-Bewegung ist die im urbanen Biotop à la Prenzlauer Berg angesagteste Form der „Befreiung“, weil einfachste Variante der feministischen Selbstbeweihräucherung. Frau muss sich nur ausziehen, herumschreien und schon wird die Welt ein Stückchen genderbesser. Der schnelle Weg zur Youtube-Beachtung. Durch das Blankziehen versprechen sich die Femen Aufmerksamkeit und diese wiederum soll dem proklamierten Anliegen dienen, der Gleichberechtigung oder dem Gehörtwerden oder auch nur der Viertelstunde Ruhm. Das ist in etwa so als würde eine Tierschutzaktivistin mit Nerzmantel in die Diskothek stolzieren. Widersinnig. Dass diese „neufeministische“ Methode, also das Präsentieren der sekundären Geschlechtsteile, nur schwer in Einklang mit dem angeblichen Ziel einer Welt ohne Sexismus zu bringen ist, stört so eine Aktivistin aber nicht. Sie versteht es wohl auch kaum. Wer angeblich gegen die Reduzierung auf den Körper kämpft und sich dann nackt vermarktet, ist nicht glaubwürdig. Diesen leicht zu erkennenden Widerspruch übersehen die Femen in ihrer Stripperei. Die Femenstrategie ist schließlich das alte „Sex sells“, nur mit Buchstaben auf der Brust. Dass solche Happenings gelangweilter StudentXe und Wochenendausflüge wohlstandsverwöhnter Mädchen nicht wirklich konstruktiv sind, hat leider noch keine Femen-Exhibitionistin vom Ausziehen abgehalten.

Echte Anstrengungen ohne Show-Effekt oder steter Einsatz für Menschenrechte sind anscheinend nicht hip genug, da so was von faktisch. Alles muss mediengerecht zu verkaufen sein und sich twittern lassen. Es muss massentauglich, schnelllebig und schwarmschlau verwurstet, darf auf keinen Fall tiefgründig und denkintensiv werden. Die Suffragetten rotieren derweil seufzend in ihren Gräbern. Sind die Vorzeigefrauen des 68er-Feminismus noch eingemummt in quietschbunte Zelte der Marke Selbstgestricktes durch die Städte marschiert und verkündeten ungeschminkt aggressiv den Niedergang der Mänlichkeit, reicht heute das Ablegen ungewaschener Topshop-Shirts und das Zeichnen von „Kein Sexismus“ mit Lippenstift, um sich den genderselbstgerechten Schlaf zu gönnen und von der Weltmacht zu träumen. Trugen Frauenrechtskämpferinnen einst Reden vor und hatten Haare auf den Zähnen, so tragen die postfaktischen Femen lediglich das Fehlen der Sinnhaftigkeit durch ihre Nacktheit wie eine Monstranz vor sich her. Die freizügige und mehrfach plastisch-verschönerte Cher ist da mehr Feministin als diese Girlies.

So ist es auch nicht verwunderlich, obgleich haarsträubend, wenn Femen gegen Islamkritik und ein Burka-Verbot protestieren und sich „Refugees welcome“ auf die Haut malen. Und sich so mit der Herabsetzung und Unterdrückung der Mädchen und Frauen im Islam gemein machen! Ganz einfältige Exemplare setzen mit einem Kurzauftritt in Vollverschleierung in den „sozialen Medien“ ihrer „Aktionskunst“ die Krone auf. Muslimisches Intermezzo der Girlie-Feministinnen von Heute. Sie wollen auf diese Weise ihre Verbundenheit mit der Buntheit markieren, was sie jedoch zeigen ist ihre penetrante Ahnungslosigkeit. Vom Nacktauftritt ins schwarze Kleidergefängnis, Feminismus halal sozusagen. Der postfaktisch ungenutzte Geist macht’s möglich. Das „Gefühl“ zu den „Guten“ zu gehören wird durch keinerlei Erkenntnis getrübt. Der Realität hat sich so eine Femen-Aktivistin lange vor ihrem Oberteil entledigt und sie nicht wieder gefunden. Die Hauptsache ist, die Handykameras laufen. Das dürfte der wahre Zweck dieser Aktionen sein. Was sie in Wirklichkeit propagieren, kapieren diese Femen nicht oder vielleicht erst dann, wenn sie gezwungen werden, ihr Leben verschleiert zu verbringen. Dann ist nämlich statt „Ich bin stolz eine Schlampe zu sein“ Scharia angesagt. Da heißt es faktisch wie postfaktisch Unterwerfung. Diese Feministinnen schreiten somit nicht vorwärts, sondern zurück ins Mittelalter, diese Femen verteidigen und erkämpfen keine Freiheiten, sie trampeln auf unseren Werten herum und nerven, mit Smartphone im Täschchen, damit es die Welt erfährt. Es ist lächerlich, es ist dumm und dekadent.

 

Nadine Hoffmann