Als die Vorzeigekonservativen der Jugendorganisation von CDU und CSU vor einem Jahr den Aufstand gegen Merkels Asylpolitik probten, da hatten politische Beobachter an einen Rest Widerstand in Form des „wilden Nachwuchses“ der ansonsten entwurzelten Union glauben wollen. Die naiven Kommentatoren wurden jetzt auf den harten Boden der Tatsachen zurück geholt.

Denn die Kanzlerin ist auf dem „Deutschlandtag“ der Jungen Union beklatscht und gefeiert worden, als habe es die Kritik der jungen „Konservativen“, als hätte es Merkels fatale Entscheidung der offenen Grenzen nie gegeben und als würde die Erosion einstiger Volksparteien nicht existieren. Was auch immer vor kurzer Zeit noch von der JU gefordert wurde – Obergrenzen, Grenzkontrollen, Rechtsstaatlichkeit – wurde unter dem Applaus junger Postenbesetzer und pseudokonservativer Klatschnachzügler begraben. Der von der Wählerschaft erhoffte Angriff auf die gesetzeswidrigen Entscheidungen einer weltfremden Parteichefin blieb aus (http://www.focus.de/politik/deutschland/kanzlerin-in-berlin-merkel-fordert-nationale-kraftanstrengung-bei-rueckfuehrung-abgelehnter-asylbewerber_id_6074974.html). Es hätte der Befreiungsschlag einer Organisation sein können, die, laut Eigenaussage, die Zukunft selbst in die Hände nehmen will. Stattdessen hat die JU brav die Händchen gehoben und aufeinander geworfen, um der Entkernung der Union zu huldigen. Eine inzwischen wirklich herbeigesehnte Merkeldämmerung wird es mit diesem alt- und jungpolitischen Personal nicht geben, das steht jetzt endgültig fest (https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2015/merkeldaemmerung/). Selbst die Nebelkerze „Obergrenze“ wurde am vergangenen Wochenende von der JU abgelehnt. Die Möglichkeit aufrecht konservativ zu sein, ist nicht genutzt worden. Auch Auftritte von Alibi-Merkel-Widersachern ändern nichts an der verpassten Chance, der fehlgeleiteten Kanzlerin Einhalt zu gebieten. Statt eines Waterloo ist Weiterwursteln der Marke Merkel angesagt und damit eine bürgerfeindliche Agenda, die unser Land destabilisiert.

Die Junge Union hat sich auf dem „Deutschlandtag“ gegen Deutschland und damit für den Zerfall ihrer Parteien CDU und CSU entschieden. Die eifrigen Beifallsspender haben, die Karriereleiter im Blick, ihren eigenen Untergang bejubelt. Der Parteinachwuchs hat in Paderborn zugleich gezeigt, warum die Union in der Wählergunst auf ein Allzeittief gefallen ist (https://www.welt.de/politik/deutschland/article158672798/Union-faellt-auf-Rekordtief-von-29-5-Prozent.html). Weil es in diesem Merkelwahlverein nicht mehr um wertbeständige und bewahrende Themen geht, sondern um Posten und Pöstchen, da es in der Union kein zukunftsträchtiges Rückgrat mehr gibt, bestenfalls noch vereinzelte Gegenstimmen und konservative Feigenblätter. In der Merkelpartei gibt es keine echte Diskussion, keine ehrliche Kritik, keinen wahren Mut, der die Union als konservative Kraft weiter tragen könnte. Es gibt Berufskarrieristen und Steigbügelhalter, die den Schwenk nach Links vollziehen, ohne dass die Höflinge und Emporkömmlinge Rückenschmerzen erleiden. Geschweige denn Kopfzerbrechen.

Und als Merkel schließlich unter dem Jubel der Jungen Karrieristen mit Tina Turners Hit „Simply the Best“ aus dem Saal geleitet wurde, da war das Ende der Union als volksnahe Kraft im Gleichschritt besiegelt, auch wenn die Jünger treffenderweise „Angela, gib uns den Rest“ hätten singen müssen.

Nadine Hoffmann