Vor wenigen Tagen teilte das Elisabeth-Klinikum Schmalkalden mit, dass es dort ab Juli 2016 keine Geburten mehr geben wird, weil die Entbindungsstation geschlossen werden müsse. Mehrere Thüringer Zeitungen berichteten darüber. Der Grund dafür ist, dass es nicht genügend Hebammen gibt. Vier freiberufliche Hebammen haben ihre Belegverträge mit dem Klinikum gekündigt.
Zwar habe das Klinikum den vier Beleghebammen eine Festanstellung angeboten, aber es hätten zusätzlich weitere Hebammen eingestellt werden müssen, um den Betrieb der Entbindungsstation abzusichern. Aber diese Hebammen gibt es nicht bzw. sie konnten nicht gefunden werden. Die Gründe dafür lagen offensichtlich in den schlechten Arbeits- und Rahmenbedingungen. Zu einem Dauerbereitschaftsdienst kommen ein geringer Verdienst durch niedrige Vergütungssätze sowie die horrenden Prämien für die Berufshaftpflicht der Hebammen hinzu.
Inzwischen bemühte sich das Klinikum um die erforderlichen Fachkräfte, aber es gibt offensichtlich keine. Nach den Veröffentlichungen aus dem Thüringer Hebammenverband gibt es wohl ausreichend Bewerberinnen, aber die Zahl der Ausbildungsplätze an den Fachschulen in Jena und Erfurt sei viel zu gering. Zusätzlich steht die Frage im Raum, wie groß der Anreiz sein kann, wenn die berufliche Existenz von Anfang an auf wackligen Füßen steht.
Alle Seiten aus der Politik, den Verbänden und selbstverständlich des Klinikums zeigen Bedauern und Bestürzung und es ist in der Tat ein erschütterndes Signal. Junge Frauen und Familien werden im Stich gelassen, mit ernstzunehmenden Konsequenzen in der Region.
Dabei sind die Probleme mit Sicherheit nicht über Nacht entstanden. Über die extrem gestiegenen Prämien von inzwischen 7.500 € jährlich für die Haftpflichtversicherung derjenigen Hebammen, die auch Geburtshilfe anbieten, wird schon seit Monaten bzw. Jahren diskutiert, ohne dass sich eine Lösung durch das Gesundheitsministerium erkennen lässt.
In Windeseile werden von den Politikverantwortlichen Beträge von –zig Milliarden Euro beschlossen und bereitgestellt, etwa für eine höchst zweifelhafte europäische Bankenrettung oder die Versorgung von Hundertausenden überwiegend rechtswidrig eingereisten Asylsuchenden in unserem Land. Aber für die Sicherung dieser verantwortungsvollen Tätigkeit der Hebammen bleibt es bei lauwarmen Worten.
Niemand unterstellt, dass diese problematische Situation von den zuständigen Politikern mutwillig herbeigeführt worden ist. Ein Ausdruck von Ignoranz und Fahrlässigkeit ist sie aber sehr wohl. Die Regierenden tragen die Begriffe sozial- bzw. christlich-demokratisch im Namen ihrer Parteien, aber ihr Handeln zeigt weder das eine noch das andere.
Weder die sozialpolitische Verantwortung für die Bürger unseres Landes, für die Familien und ihre Kinder noch das gesellschaftspolitische Pflichtgefühl für eine gedeihliche Zukunft unserer Gesellschaft werden derzeit wahrgenommen.
Im Interesse der Familien und der Kinder in diesem Land bleibt zu hoffen, dass dieser Entscheidung zur Schließung der Entbindungsstation, zu der sich die Leitung des Elisabeth-Klinikums in Schmalkalden gezwungen sah, keine weiteren folgen.
Birgit Noll