von Georg Pfeiffer | In Frankfurt am Main wurde ein kleiner Teil der Altstadt, das Dom-Römer-Areal rund um den Hühnermarkt, wiederhergestellt und teilweise rekonstruiert, und zwar gegen den ursprünglichen Willen des Altparteienblocks von CDU bis GRÜNEN, und gegen die entschiedene Stellungnahme zahlreicher Architekten. 15 Häuser wurden rekonstruiert, 20 angepaßte Neubauten sind entstanden und ersetzen das frühere Technische Rathaus im brutalistischen Baustil. An seine Stelle sind kleine Plätze, Gassen und Fachwerkhäuser getreten, unter anderen das Haus von „Tante Melber“, einer Tante von Johann Wolfgang Goethe, wo er auch vorübergehend gelebt hat. Auch zahlreiche Originalbauteile, sogenannte Spolien, welche die Bombardierung der Stadt bei Kriegsende übrigließ, wurden verbaut und tragen zur durchaus anheimelnden Atmosphäre des kleinen Altstadtbezirks bei. Mit dem Umbau wurde auch der alte Krönungsweg wiederhergestellt, durch den seit 1562 die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nach der Krönung im Kaiserdom zogen.

Bereits im Jahre 2005 hatte der Stadtrat beschlossen, das Technische Rathaus abzureißen und zur Neubebauung einen Wettbewerb ausgeschrieben. Der führte aber nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Der Verein Pro-Altstadt e. V. und Abgeordnete der Wählervereinigung „Bürger für Frankfurt“ (BFF) reichten einen Gegenvorschlag ein, welcher nur sieben Rekonstruktionen vorsah. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Aber er kam in die Presse. Kurz darauf meldeten sich zahlreiche fachkundige Unterstützer und der Vorschlag fand große Unterstützung in der Bevölkerung. Es stand eine Kommunalwahl „vor der Tür“. Die Frankfurter CDU machte sich das Projekt zueigen. Die SPD schloß sich an. Dadurch nahm das Projekt ganz neue Formen an und entwickelte eine eigene Dynamik. Bei der näheren Untersuchung stellte sich ein Haus nach dem anderen als rekonstruktionswürdig heraus. Widerstand kam von vielen Architekten und den GRÜNEN. Den Verteidigern wurde vorgeworfen, sie wollten das Ergebnis des verlorenen Krieges korrigieren, Fachwerk sei „Nazi“, es würde ein „Disneyland“ für Touristen entstehen. Ein Professor verunglimpfte das Projekt gar als „rechtsradikal“.

Die Verteidiger beriefen sich auf das „Wahre Schöne Gute“ (Wahlspruch der Frankfurter Oper). Sie fanden engagierte Mitarbeiter, die sich liebevoll der Angelegenheit annahmen. Gleichwohl wurden der Kostenansatz wie auch der Abschlußtermin eingehalten. Den Frankfurtern wie den Touristen gefällt es. Allein am Krönungsweg entstanden „schöpferische Nachbauten“.

Damit hat nach der Dresdner Frauenkirche, dem Berliner Stadtschloß und vielem anderem eine weitere Stadt ein Stück ihres historischen Antlitzes und damit auch ein Stück ihrer Seele zurückgewonnen. Weitere Rekonstruktionen sind in Planung.

Die Ideologisierung und Politisierung des Baugeschehens wurde vor allem von „Linken“ betrieben. Wo das Volk gefragt wird, entscheidet es sich klar für die alten Formen. Es ist ein phänomenaler Umbruch.

Georg Pfeiffer