Seehofer hat es schon wieder getan und diesmal mit voller Fönstärke: Der CSU-Chef hat sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale geworfen und garantiert, dass es eine Regierungsbeteiligung seiner Partei nur bei einer Obergrenze für Flüchtlinge geben wird (http://www.focus.de/politik/deutschland/folgenschweres-versprechen-aus-bayern-diese-aussagen-zeigen-entweder-merkel-oder-seehofer-werden-2017-ihr-gesicht-verlieren_id_6255823.html). Da fragt sich der staunende Zuschauer, wer seit mehr als drei Jahren an Merkels Seite alle Irrungen und Wirrungen der Kanzlerin durchwinkt, es muss eine andere CSU, es muss ein anderer Seehofer sein. Aber hier kommt schon die Aufklärung: Ab 2017, meint der Ministerpräsident Bayerns damit. Frei nach dem Motto: Gibst du uns dein Stimmlein, werden wir bestimmt bürgerfreundlich sein. Waschmittelwerbung erscheint da wahrheitsgetreuer.
Keine Woche ist also seit der Ankündigung Merkels vergangen, erneut für den Kanzlerposten und Unionsvorsitz zu kandidieren, keine sieben Tage ist es her, da Seehofer der Kanzlerin dafür seine Unterstützung bekundete, da verspricht Seehofer eine Obergrenze im Gegenzug für die Stimmabgabe für die CSU. Darum geht es ihm ja letztendlich: Um das Kreuzlein an der „richtigen“ Stelle.
Es ist nicht der erste Schwur des CSU-Vorsitzenden, und es wird auch nicht sein letzter sein. Seehofer hat in den letzten Monaten derart oft Widerstand gegen Merkel angekündigt und dann stets nichts davon umgesetzt, dass selbst Söder das klägliche Knurren seines Chefs nur noch mit einem müden Lächeln quittieren wird. Von Merkel selbst ganz zu schweigen, wenn Post aus Bayern kommt, zuckt kein Mundwinkel mehr. Was Seehofer antreiben dürfte ist die Tatsache, dass 2017 die Bundestagswahl und im Jahr darauf die Landtagswahl in Bayern stattfindet. Das heißt im Klartext, dass die CSU 2018 die Mehrheit nicht mehr erreichen wird, wenn der Sofalöwe aus München sich weiter Merkel beugt. Denn auch in Bayern gewinnt die AfD immer mehr an Wählergunst und die Menschen schütteln den Kopf über die Rückgratlosigkeit der einst stolzen Landespartei CSU.
Damit es nicht aussieht, auch wenn es zutrifft, als habe man der CDU und der SPD, aber vor allem Merkel nichts entgegenzusetzen außer heißer Luft, muss Seehofer inzwischen mit mehr kommen als halbgaren Androhungen und Gutachten, die nicht eingereicht werden: Er gibt sein „Ehrenwort“. Wenn das mal keine Ansage ist; jedenfalls wird Merkel endlich mal wieder, nach Brexit und Trump, was zum Lachen haben. Sie weiß schließlich, dass ein Seehoferschwur so viel wert ist wie ihre rote Linien es sind, nämlich nichts. Nicht nur in Sachen hohle Ankündigungen sind sich die Kanzlerin und der CSU-Chef damit erstaunlich ähnlich, auch beim Exerzieren schwindelerregender Wendemanöver und Drehungen dank einer „flexiblen“ Wirbelsäule und fehlendem Verantwortungsgefühl. Die Bürger, denen das alles zurecht zu wenig ist, zumal diese Untätigkeit die Probleme in Deutschland nur verstärkt, wenden sich folgerichtig von der Union ab. Wie weit sich sowohl Merkel als auch Seehofer von dieser Realität entfernt haben, zeigt der Bayerische Ministerpräsident, indem er abermals glaubt mit seinem aufgeblasenen Versprechen noch irgendwie bei den Wählern punkten zu können.
Nadine Hoffmann