Während das postfaktische Altparteienuniversum nebst anhängigem Mediensystem noch vor einem Jahr über die Alternative für Deutschland im Rhythmus arrogant den Kopf schwang, Donald Trump für einen Verlierer hielt und sich in bestellten Umfragen sonnte, ist die Kamarilla der selbsternannten Anständigen inzwischen weniger siegessicher, wenn auch noch genau so borniert, weltfremd und abgehoben und agiert weiterhin zum Schaden Deutschlands.
Und wie es sich für Politikignoranten und Betonköpfe gehört, werden schlechte Wahlergebnisse, Trumps Triumph und steigende AfD-Werte nicht mit dem eigenen Unvermögen in Verbindung gebracht, sondern mit der Erderwärmung, dem Mondzyklus oder der angeblichen Dummheit der Bürger. Offene Publikumsbeschimpfung macht sich vor einer Bundestagswahl jedoch schlecht, weswegen nach anderen Gründen geforscht wird, die freilich außerhalb der eigenen bürgerfremden Komfortzone liegen. Schließlich können die Erfolge der „Populisten“ unmöglich mit dem zu tun haben, was die Allianz von CDU bis Linke als Politik bezeichnet, denn eine Anti-Deutschland-Agenda ist ja per se gut, auch mit einem Pflasterstein in der Hand oder einem destabilisierten Land auf dem Gewissen. Für einen Berufskarrieristen der Marke Unionsfunktionär, für die ehemals sozialen Demokraten und die Chefideologen der linksgrünen Abschaffungsfront würden Welten zusammen brechen, wenn sie sich selbst eingestehen müssten, weder die Guten noch die Klugen zu sein. Wie wären dann ihr üppiges Salär und ihre vom Bürger alimentierten Annehmlichkeiten gerechtfertigt? Gar nicht (wie jetzt auch schon nicht, mal nebenbei)! Deshalb klammern sie sich an ihre kleine Schublade wie Ertrinkende am Strohhalm, um ihre Selbstüberhöhung nicht anzweifeln zu müssen. Über die pseudomoralische Erhöhung gegenüber anderen definieren sie sich immerhin. Eher stünde Europa in Flammen, als dass diese Heuchlertruppe Fehler eingesteht und Kritik an sich selber übt. Selbiges gilt für die Edelfedern der etablierten Medien, deren Deutungshoheit mit den Auflagenzahlen schwindet und die deswegen um sich schlagen wie schlechte Verlierer.
Auf der Suche nach einer Erklärung für die populistische sprich bürgernahe Bewegung haben Altparteienpolitiker und Pressepäpste jetzt das Internet entdeckt und nicht etwa den Irrsinn ihrer Agenda. Die Kanzlerin nannte es Neuland. Wenn dieses „Neuland“ nicht wäre, dann hätte die AfD keinen Erfolg und Trump würde frustriert in seinem Tower hocken. So die einfache Denkschablone der deutschen Musterdemokraten der Altsystems. Denn das Internet ermöglicht es den Menschen, sich über verschiedene Wege zu informieren, unabhängiger zu sein, sich auszutauschen und beispielsweise über anstehende AfD-Veranstaltungen zu erfahren, deren Ankündigung von hiesigen Qualitätsmedien in vorauseilendem Gehorsam gegenüber den Machthabern nicht abgedruckt werden. Dem muss nach Altkaderdenkart Einhalt geboten werden, bevor die Bürger richtig auf die Barrikaden gehen, deliriert der Bessermensch. A propos Presse. Die hängt sich rückgratlos an die altpolitisch formulierte Abneigung gegen das Internet dran wie einst die FDP an die Union oder nun Peter Tauber an seine Chefin. Sinkende Auflagen und schwindendes Vertrauen in die Objektivität der Journalisten lassen sich durch die Existenz von Neuland mit wesentlich weniger Selbstkritik deuten als wenn die Schreibtischhelden mit Parteibuch sich an die eigene scheinelitäre Nase fassen müssten.
So wird Neuland zum Synonym für Kritik und Selbstreflektion, beides sind Unbekannte im Leben der Bornierten, Arroganten und Ideologen des politischen und medialen Apparates. Nach Herrscherlogik ist es daher zwingend, das Internet unter Kontrolle zu bringen, publikumswirksam unter Generalverdacht zu stellen und dort eifrig zu zensieren. Mielke hätte seine Freude daran, Dutzende von Denunzianten nicht mehr in die eisige Nacht hinaus schicken zu müssen, sondern Befehl zu geben, bequem vom Sofa aus das virtuelle Netz zu durchforsten. Mit anschließender Anprangerung, sonst macht das Gutsein keinen Spaß. Das alles kafkaesk vom Steuerzahler finanziert. Stichwort Geld: Man will Facebook und Co. nicht nur an die Kandare nehmen, sondern sogar Strafzahlungen bei Zuwiderhandlung erlassen. Was erlaubt und was unerwünscht ist, bestimmt hingegen freilich nicht das Unternehmen und ganz bestimmt nicht das ausgehebelte Gesetz, das dirigieren die Machthaber. Linksextremistische Androhungen und auch islamistische Auswüchse werden da schon mal übersehen oder nicht geahndet, während alles außerhalb des Linksgrünradikalen unter Beobachtung steht. Recht wird auf diese Weise abgeschafft, forciert vom Justizminister persönlich. Wenn es den Bürgern kaum noch gelingt, sich über zunehmende Kriminalität, die fragile Sicherheit und zusammenbrechende Sozialsysteme zu beschweren, dann werden sie schon irgendwann die Klappe halten und man muss sich als Altpolitiker oder Chefredakteur nicht mit der eigenen Inkompetenz beschäftigen, wird in den Schaltzentralen gedacht. Die Probleme bestehen also weiter, das Volk redet nur nicht mehr darüber und sofort ist die Welt von Politik und höriger Presse wieder ungestört. Lächerlich, aber auch erschreckend. Die Mitglieder dieses wahnsinnig gewordenen Altsystems der deutschen Gegenwart ähneln immer mehr den Ungestalten und Agitatoren der SED, sowohl in ihrem Machtwahn als auch in ihrer ideologischen Verblendung und der selbstgefälligen Erhöhung. Das alles geschieht unter Angela Merkel, man mag es Zufall nennen oder auch nicht.
Nadine Hoffmann