Das wiedervereinigte Deutschland mit dem Freiheitsdrang ehemaliger DDR-Bürger, den finanziellen Ressourcen Westdeutschlands, dem ostdeutschen Zusammenhalt, westdeutschen Aufstiegschancen und der gemeinsamen Schaffens- und Innovationskraft wäre das gute Ergebnis der Einheit gewesen. Es kam anders. Der Blick auf das aktuelle Deutschland jenseits bekannter, politbürokorrekter Pfade ergibt keine solche Mischung, sondern Tragik und Starre, die mit großer Geschwindigkeit auf das Ende des Landes zusteuern.
Tragisch ist, dass trotz großartiger Literatur und faktenreicher Historienbücher, trotz Informationswege wie sie es nie zuvor gab, trotz all der Möglichkeiten, die unser Land hat, Deutschland von einem Zeitgeist geplagt wird, der sich als Abwesenheit erkämpfter Errungenschaften zeigt, der weder Unabhängigkeit noch Gemeinschaftssinn, weder Freiheit noch Wohlstand anstrebt. Dieser Geist ist die „Kultur“ der Ideologen, der Abschaffer, der Stumpfsinnigen und Emporkömmlinge, der Karrieristen, Charakterlosen, der Altkader. Er ist im Grunde das Gegenteil von Kultur. Und diese Unkultur wird nicht nur von den Machthabern getragen, auch von Bürgern, welche damit die Macht der Habgierigen, der Egomanen, der Alt68er und stetsSEDler sichern. Die wiederum leben in ihrem erstarrten Weltbild, wollen es anderen aufzwingen. Dieser Zeitgeist ist unnütz, gefährlich und widerspricht dem bürgerlichen Selbstverständnis, dennoch ist er da und hat sich ausgebreitet, weil es die breite Masse zuließ. Die „Kassandras“, die davor warnten, wurden diffamiert oder mit der „Totschlagkeule“ bearbeitet.
Schweigen aber ist falsch, das lehrt die (deutsche) Geschichte! Man muss den Undingen einen Namen geben, um sie zu erkennen, einzubremsen, zu verhindern.
Um mit der Ursache zu beginnen, warum wahr geworden ist, was doch mit dem Mauerfall, so in hoffnungsvollen Köpfen, begraben werden sollte, bringt mich sofort zum sogenannten Souverän des Landes, den Bürgern. Theoretisch geht von ihnen die Staatsgewalt aus. Doch es gibt sie wieder und immer noch, die Unmündigen statt Souveränen, die Rückgratlosen statt Aufrechten. Leichtes Spiel für „die da oben“, welche die Spielregeln angeben. Was auch immer die Gründe dafür sind, Wohlstandsverwahrlosung, Resignation, Ignoranz, Überlastung oder die Phrase der Politikerverdrossenheit, das Ergebnis ist verheerend: Bürger machen sich selbst zu einer lenkbaren, einheitsbreiigen Menge aus Malochern, Kreuzleinmachern und Steuerzahlern, die ihre Entscheidungsgewalt abgegeben haben und sich von vollmundigen Wahlversprechen der altpolitischen Propagandamaschinerie leiten lassen.
Wo ist er, der stolze Aufstand der Bürgerrechtler, dem sich Hunderttausende anschließen? Wo sind die menschenvollen Straßen, die für ihre Zukunft demonstrieren? Wo die Familien, die miteinander füreinander auftreten?
Wie ein Kind, das Abend für Abend in den Schlaf gesungen wird, wird der Deutsche per medialer Dauerberieselung beschallt und sediert. Manche lassen es einfach geschehen, zu anstrengend scheint für sie das selbständige Denken zu sein. Auch das wird Demokratie genannt, Mediokratie mit demokratischem Anstrich. Idealerweise ist unter Volksherrschaft jedoch zu verstehen, dass die Menschen aus aktivem Interesse heraus und eigenmotiviert Initiative ergreifen und wissen, was sie tun, bevor sie ihre Stimme in der Urne versenken. Idealerweise hätten wir ein anderes vereintes Deutschland, wenn es mehr von den Mutigen und weniger von den Feigen gäbe. Das Deutschland, das wir sind, ist alles andere als ideal. Die Lethargie vieler Mitbürger geht in Rückzug und Selbstaufgabe über, was zwangsläufig so ist, wenn Wut verpönt, Widerspruch unerwünscht ist und das Lebendige unterdrückt wird. Der Mensch degradiert sich zum Steuersklaven und Konsumenten. Der deutsche Michel, der schon so einige weltbekannte Vordenker ins Staunen versetzte, setzt noch einen drauf. Er bekommt gleich nach der Geburt eine Steueridentifikationsnummer, bezahlt brav per GEZ-Zwangsabgabe die eigene Verdummung und wird bis 17.59 Uhr am Wahlabend bereitwillig „betreut“.
Das hatten sich viele DDR-Bürger bestimmt anders vorgestellt!
Der Michel und seine Micheline (auf genderkorrekte Begriffe wird hier absichtlich verzichtet) gehen anschließend schnarchnasig wie sie sind mit dem „guten Gewissen“ ins Bett, „richtig“ gehandelt zu haben, weil sie es doch so gesagt bekamen, während um sie herum alles zusammen bricht. Am Ende haben sie (wieder) von nichts gewusst. Im Theater wäre dies bühnenreif tragikomisch, in der deutschen Realität ist es grotesk und brandgefährlich, weil es die Demokratie in Schutt und Asche legt. Bürger sind nur scheinbar souverän und nicht wenige werden glauben sie seien klug und eigenständig, während das altpolitische Kartell sie steuert und ihnen mittels medialer Souffleure zur „richtigen Entscheidung“ in der Wahlkabine verhilft.
Noch schlimmer als die Zerstörung Deutschlands wäre es schließlich als „Rechtspopulist“ zu gelten!
Demokratia ade. Das wiederholt sich jedes Wahljahr. Der goldene Westen ist nur vergoldet.
Ja, es ist so, würden mehr Bürger mehr Wert auf sich und die Demokratie legen, dann stünden jetzt nicht in etlichen Texten „postdemokratische“ Zustände und deren Folgen. Wobei es in Wahrheit ja Prä-Demokratie ist, denn die versammelten Akteure auf und hinter der Bühne sind noch nicht reif genug ihre Verantwortung zu begreifen.
Das Bücken und Kopfeinziehen von Bürgern, als habe sich ihre Wirbelsäule in einen wabbelnden, biegsamen Klumpen verwandelt, hat dann auch konsequenterweise zu einer Kanzlerin geführt, die wie ein Wackelpudding re(a)giert und der alles außer der eigenen Macht egal ist. Merkels Aussitzen ist keine Standhaftigkeit. Nur ein Volk, das fundamentale Ansprüche an sich selbst, an die regierende Politik und an seine eigene Zukunft aufgegeben hat, erträgt fast zwölf Jahre Angela Merkel. Das Egalsein ist mit Merkel zur rückgratlosen Königin gekrönt worden und ihre „Gesinnungsgenossen“ in der Partei verhelfen der neuen Feudalherrin zu posthoneckerschen Applausorgien. Angela Merkel ist die Abstinenz aller Werte auf zwei Beinen. Sie ist die Ignoranz im Hosenanzug, personifizierte Gleichgültigkeit. Die angeblich mächtigste Frau der Welt ist in Wirklichkeit mächtig verantwortungslos und weltfremd.
Kratzt es nicht an der Ehre der Mutigen von 1989, wenn die ostdeutsche Merkel daher kommt und ihnen ihre erkämpften Freiheiten nimmt? Macht es denn Westdeutsche nicht ungeheuer wütend zu sehen, wie eine Angela Merkel ihren jahrzehntelangen Wohlstand vernichtet?
Die Bürger, welche der Union und der nahezu gleich tickenden linken Parteienlandschaft ihre Stimme gegeben oder die gar nicht gewählt haben, bekommen jedenfalls was sie verdienen. Die anderen müssen sich mit den Ergebnissen herumschlagen bis vielleicht auch die Merkelbejubler aufwachen und man gemeinsam an der Rückerlangung der Souveränität arbeiten kann. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Die Jahre seit 1989 sind nicht so viele, als dass die Tugenden von damals ganz vergessen sein können.
Das führt unweigerlich zur nächsten Frage. Was war zuerst da, der unmündige Bürger oder der Politiker, der dem Volk die Mündigkeit versagt? Beide gehen Hand in Hand wie ein Pärchen. Im wiedervereinigten Land scheinen sich so schlechterdings die Demokratiesimulanten der Altparteien durchgesetzt zu haben. Und da dieses pseudodemokratische Spielchen über einen gewissen Zeitraum ohne wirkliches Aufbegehren und ohne echte Opposition vonstatten ging, hat es sich verselbständigt und zu einer zähen und übel riechenden Kruste verfestigt, die nur noch mit großer Kraftanstrengung durchbrochen und entfernt werden kann. Das preisverdächtige Stück „Deutschland schlägt die Realität“ geht inzwischen so lange, dass viele Bürger, Journalisten und Politiker glauben (wollen), unser Land könnte wider der Wirklichkeit ein Vorzeigebeispiel politisch-korrekter Herrschaft ohne Volksbefragung sein. Alles andere würde ihr Weltbild nicht verkraften, an das sie sich, mangels intellektueller Stützen, klammern wie ein Ertrinkender am Strohhalm. Es ist diese Illusion einer Multikulti-Demokratie ohne Volkswillen, eine Art Ersatzreligion zur Selbsterhöhung, deren Beibehaltung diese Gläubigen erzwingen wollen und die sie der AfD gegenüber so aggressiv werden lässt. Die AfD, die an der Aufrechterhaltung dieser Ideologie aus gutem Grund kein Interesse hat. Es ist der quietschbunte, überzuckerte Lolli, der dem Kind weg genommen wird, so dass es sich strampelnd und bockig auf den Boden schmeißt, auch weil es nicht wahrhaben will, dass das Leben kein Wunschkonzert ist. Es ist die dreiste Forderung nach Rundumvollversorgung bei ausbleibender Gegenleistung, die sich mangels Intellekt gewaltsam artikuliert. Die Ersatzgläubigen und Ideologen schlagen um sich. Haben sie auch 1989, daran sollte man sich immer erinnern.
Die geschichtliche Gemeinsamkeit ist deutlich. Wie Kipping, Gysi und Co. kommt Merkel aus der ehemaligen DDR. Honeckers Rache wird sie aufgrund ihrer fatalen Politik genannt. Wer dachte mit dem Mauerfall würden sich auch die ideologischen Betonköpfe erledigen, der irrte. Zu den ostdeutschen sind westdeutsche Alt- und Neukommunisten gekommen. Die alten Kader halten sich hartnäckig und wollen abkassieren.
Zumal SED-Schranzen, die die Leute damals schon mit dem nicht existenten Arbeiterparadies im real existierenden Sozialismus für blöd verkaufen wollten, auch jetzt wieder in gehobenen Positionen hocken und sich vom Steuerzahler aushalten lassen. Den Typus des Höfling gab es eben nicht nur in der alten Bundesrepublik und es gibt ihn einer Armee von Parteisoldaten gleich auch jetzt wieder, summiert, hier sind Ost und West zu einer Einheit verschmolzen statt aus den gemeinsamen Fehlern zu lernen. Einer ernsthaften Ent-Nazifizierung hätte nämlich die ernsthafte Ent-Stasifizierung folgen müssen. Dann wäre uns die Stasi 2.0 in Form der steuerfinanzierten Internet-Zensur durch IM Victoria / Anetta Kahane unter Schirmherrschaft des Heiko Maas erspart geblieben. Honecker und Maas sind übrigens beide im Saarland geboren, das nur nebenbei.
Nein, man kann wirklich nicht behaupten, hier habe das Beste aus Ost und West Einzug gehalten. Dazu kommen unzählige Doppelmoralisten und Kriecher, die sich in jedem System opportunistisch anbiedern.
Der Unterschied zur DDR ist, in dieser war überdeutlich, dass man verhohnepiepelt wird. Im Westen geht die Volksverdummung länger und hält sich entsprechend. Vor allem weil der Wohlstand doch einiges verschleierte.
Irgendjemand wählt die Altparteien trotzdem und das weiß diese Anti-Elite. Womit wir wieder dem genannten Problem der unmündigen Wähler wären. Das eine bedingt das andere. Den Friede-Freude-Eierkuchen-Botschaften aus dem Elfenbeinturm wollen zu viele Bürger glauben, auch wenn die Wirklichkeit sie eines Besseren belehren müsste.
Das bringt mich folgerichtig auch zu Joachim Gauck, angeblicher Freiheitskämpfer und präsidialer Bundespastor mit Heiligsprechungsattitüde. Kein Bundespräsident vor Gauck hat sich so rechthaberisch und penetrant in die Tagespolitik eingemischt wie er. Kein Staatsoberhaupt Deutschlands hat sich so zum Fremdschämen am eigenen Salbadern ergötzt. Kein Amtsinhabervorgänger der Nachkriegszeit hat unser Land gespalten wie Gauck, nämlich in ein helles und dunkles Deutschland. Und Gauck zählt sich freilich zum hellen Fleckchen Erde, dafür sorgt schon der strahlende Schein der Heiligkeit über seinem Schopf. Die echte Grenze verläuft aber nicht zwischen hell und dunkel, Ost oder West, arm oder reich, sondern zwischen den Aufklärern, die sagen was ist und den Gesundbetern, die leugnen was ist. Gauck gehört zur letzten Gruppe. Das macht seine Predigten umso schändlicher. Auch Wulff reicht mit seiner steilen These, der Islam gehöre zu Deutschland, nicht an Gaucks peinliche Anwerbungsversuche für Neudeutsche in Indien oder seine Patenschaft für eine muslimische Großfamilie Steuergeldalimentierter heran. Dafür sonnt er sich in seinem Glanze oder wandelt herrschaftlich durch Schloss Bellevue. Wer einen Gauck zum Bundespräsidenten hat, der braucht keine Feinde mehr.
Mit einer breiten Basis selbstbewusster Bürger, welche das Land trägt, wären diese altpolitischen Missstände und gesellschaftlichen Schäden jedenfalls nicht möglich gewesen. Eine Demokratie muss auch von innen heraus geschützt werden. Das wiedervereinigte Deutschland sollte tatsächlich etwas schaffen, den eigenen Stellenwert einige Etagen höher ansetzen als es gegenwärtig der Fall ist.
Auf den Zustand unseres Landes im 26. Jahr der Deutschen Einheit gibt es nun zwei Möglichkeiten der Reaktion, Apathie oder Aktivität. Nichtstun und zusehen oder aufstehen, demonstrieren und aufklären. Für die aktive Gestaltung der eigenen Zukunft ist Schockstarre nicht geeignet. Das ist klar. Jeder Bürger ist gefragt. Zur Feier des 27. Jahrestages der Wiedervereinigung ist es vielleicht schon zu spät. Entscheiden Sie sich, jetzt!
Nadine Hoffmann