Beim Lesen der Lokalpresse durfte ich heute an „Erkenntnissen“ des Saalfelder CDU-Stadtratsfraktionsvorsitzenden teilhaben. Wie so viele seiner Parteifreunde in nah und fern arbeitet er sich an der AfD ab. Auf den ersten Schenkelklopfer musste ich nicht lange warten: „Die AfD sehnt sich in ihrer Nische des Populismus nach einer Nähe zur CDU, weil sie sonst ohne Regierungsperspektive bedeutungslos wird.“ Sagt das Mitglied einer Partei, die nichts Besseres zu tun hat, als sich im Freistaat in ihrer Wahlverlierer-Nische nach einer Nähe zu den Linken zu sehnen, weil sie sonst ohne Regierungsperspektive bedeutungslos wird. So wird doch ein Schuh draus! In Thüringen hat die CDU keinerlei Machtoption! Sie ist so verzwergt, dass ihnen jetzt sogar der Platz an Ramelows Katzentisch reicht.

Weiter im Text: „Bei der Landtagswahl haben wir einen Wahlkreis gewonnen, einen knapp verloren. Bei der letzten Kommunalwahl in Saalfeld hatten wir sogar Stimmen dazugewonnen.“  Typischer Fall von gestörter Wahrnehmung! Es wurde ein Wahlkreis knapp gehalten, der Wahlkreis von Mandatsinhaber Herbert Wirkner ging krachend verloren. Ich vervollständige dann mal: Die Europawahlen im Mai 2019 waren für die CDU im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (WK 073) ein Debakel. 6,8 Prozent im Minus = 23 Prozent. Da haben zum Wahlsieger AfD immerhin 4,6 Prozent gefehlt.

Bei den Kreistagswahlen 2019 war es nicht nur der fehlende „Holzhey-Effekt“: 10,1 Prozent minus bei der CDU sprechen eine sehr deutliche Sprache. Mit 0,6 Prozent Vorsprung (ein Mandat mehr) rettete man sich geradeso noch vor der AfD über die Ziellinie. So weit mir erinnerlich ist, kam der Stimmenkönig auch nicht aus den Reihen der CDU. Aber auch in Rudolstadt verlor die CDU im vergangenen Jahr mit kläglichen 15,5 Prozent im Stadtrat ein Drittel (!) ihrer Mandate (zum Vergleich: AfD = 22,1 Prozent).

Ich erinnere gern nochmals freundlich daran, wie „knapp“ es im Wahlkreis Saalfeld-Rudolstadt I bei der Landtagswahl 2019 zuging: Die CDU wurde sowohl bei den Erststimmen als auch bei den Zweitstimmen nur dritter Sieger. Die Zweitstimmenverluste (minus 11,4 Prozent) kann man nur dramatisch nennen! Im Wahlkreis Saalfeld-Rudolstadt II konnte Maik Kowalleck mit gerade einmal 1,4 Prozent Vorsprung sein Mandat verteidigen. Bei den Zweitstimmen blieb der CDU nur der dritte Platz.

Wie hatte doch Herr Otto gesagt: „Ganz klar sehen wir: Wenn man vor Ort seine Arbeit macht und inhaltlich stark verankert ist, gerade auch als Kommunalpolitiker, dann wird das auch honoriert.“ Sollte das wirklich ernst gemeint sein, zeugt das von gravierendem Realitätsverlust. Die Wähler jedenfalls haben ganz anders honoriert. Hochmut kommt vor dem Fall.