Am 30.09.2019 luden die Industrie- und Handelskammer Erfurt, die Kreishandwerkerschaft Weimar-Sömmerda und der Bundesverband mittelständische Wirtschaft/Unternehmerverband Deutschland e.V. um 18:00 Uhr zu einer Podiumsdiskussion aller Direktkandidaten des Wahlkreises 17, Sömmerda II, in die Bahnhofstraße 1a nach Sömmerda ein.
Die Einladung enthielt Informationen zu den teilnehmenden Kandidaten, dem geplanten Ablauf und dem Moderator, einem Journalisten namens Sondermann-Becker, welcher für den MDR arbeitet. So weit, so gut.
Gut vorbereitet erschien ich also kurz vor 18:00 Uhr am Treffpunkt und war überrascht, so viel Prominenz unter den Zuhörern zu erblicken. Sofort fiel mir der sonnengebräunte Herr Thomas Kemmerich (MdB) von der FDP auf und nach einigem Überlegen erkannte ich auch von den Grünen Herrn Olaf Möller (MdL/ Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz). Ich freute mich über das große Interesse und war ein erneutes Mal sehr überrascht, als ich Herrn Kemmerich in seinen schicken Cowboystiefeln und Herrn Möller im Podium Platz nehmen sah. Der anwesende Herr Schäfer, Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 17, setzte sich ins Publikum. Herr Kobelt, Direktkandidat der Grünen fehlte.
Als ich während der Vorstellungsrunde meine Verwunderung über die Besetzung des Podiums zum Ausdruck brachte, entgegnete mir Herr Kemmerich in seiner jovialen Aachener Art, ich solle doch das angenehme Gesprächsklima nicht gleich anheizen und die Auswahl des FDP-Kandidaten im Podium erfolge anhand von Sachkompetenz.
In meiner Augen eine personelle Bankrotterklärung der Kleinstpartei in Thüringen. Welches Personal findet, wenn die 5%-Hürde überwunden werden würde, dann Einzug ins Parlament? Sicherlich kein kompetentes.
Gut, mindestens vier Sachen gelernt.
- Was im Vorfeld besprochen und abgemacht ist, interessiert die FDP später nicht.
- Der Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 17 ist nicht wirtschaftskompetent, benötigt immer noch „Aufbauhilfe Ost“ aus Aachen.
- Der Moderator des MDR greift nicht ein, ist ihm vielleicht ganz recht oder bestenfalls egal. (Nebenbei bemerkt, trägt dies nicht zur Vertrauensbildung bei.)
- Der Veranstalter hat nicht umgesetzt, was angekündigt war.
Schade, aber in naher Vergangenheit musste ich schon einige Träume austräumen. Angekommen in der harten Realität, könnte man da wohl sagen.
Die Begründung der Abwesenheit des Direktkandidaten der Grünen war ebenfalls erbaulich.
Just in der heißen Phase des Landtagswahlkampfes heiratete Herr Kobelt ein zweites Mal und befindet sich gerade in den Flitterwochen. Herzlichen Glückwunsch dazu.
Natürlich sollte einem die eigene Frau wichtiger sein als der Thüringer Wähler. Jeder Ehemann versteht das.
Wenigstens Frau Werner von den LINKEN, Frau Schmittke von der CDU, sowie Herr Harsch von der SPD hatten den Mut, sich selbst ins Podium zu setzen. Letzterer hat auch als Einziger einen räumlichen Bezug zum WK 17, ist in Vogelsberg geboren und aufgewachsen. Bei Frau Schmittke möchte ich nicht verschweigen, dass sie nach Grenzöffnung nach Thüringen kam und schon länger in der Kommunalpolitik tätig ist. Beim Rest vermisst man jeden Bezug zum Landkreis Sömmerda.
So ging die Vorstellung der Kandidaten, der Wahlprogramme der jeweiligen Partei und die Diskussionsrunde in erwartbarer Manier dahin. Die Stimmung blieb immer lebhaft, anders als von Herrn Kemmerich gewünscht.
Fragen kamen nur von einer Dame, welche Herrn Kemmerich wohl gut kennt. Diesen Eindruck erweckten sie zumindest beim angeregten Gespräch vor Beginn des Podiums. Sei`s drum.
Ich konnte unsere Positionen anhand unseres Wahlprogramms darstellen und war überrascht, wie viele Aussagen der Vertreter der anderen Parteien unseren ähnelten.
Als ich daran anknüpfend in meiner Schlussrede darauf einging, dass bei so vielen Übereinstimmungen Koalitionen ja nicht ausgeschlossen seien, war es sekundenlang totenstill. Kein Aufschrei, keine Widerworte, nur Stille.
Ein lehrreicher Abend für mich, aber meine anfangs gestellte Frage blieb unbeantwortet.
War die Zusammensetzung des Podiums der Ausdruck von Angst oder von Wertschätzung? (Ist natürlich nur eine rhetorische Frage.)
Mit patriotischen Grüßen
Torsten Czuppon,
Direktkandidat der AfD im WK 17, Sömmerda II