Liebe Mitglieder, liebe Mitarbeiter, liebe Abgeordneten – oder einfach: liebe Mitstreiter!
Eigentlich wollte ich heute in einer kurzfristig anberaumten Zusammenkunft in der Fraktion in Erfurt Rückschau und Ausschau halten. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt – und so hat mich direkt nach unserem als historisch zu wertenden Sieg ein grippaler Infekt ins Bett gezwungen, der hartnäckiger ist als zunächst gedacht. Deswegen muß ich und will ich meine Gedanken auf diesem Weg vortragen und nehme die „widrigen“ Umstand als Gelegenheit alle Mitstreiter in Thüringen anzusprechen. Beginnen möchte ich dabei mit dem Wichtigsten, dem Danksagen!
Ich habe Dank zu sagen für Ihren unermüdlichen Einsatz in den letzten Wochen und Monaten. Jeder von Ihnen hat, dorthin wo er gestellt worden ist, Überragendes geleistet! Das was uns an Diffamierung, Haß, ja Gewalt entgegengeschlagen ist, haben wir in der berechtigten Annahme, einer guten Sache zu dienen, in Wille, Leidenschaft und nicht zuletzt Liebe zu unserem Vaterland umgewandelt. Wir haben jene Authentizität in den Wahlkampf einspeisen können, die dem politischen Gegner, dem Parteien oftmals zum Selbstzweck geworden sind, weltenfern gerückt ist. Ich selbst konnte in diesem Wahlkampf nur wenige Male beim Verteilen von Informationsmaterial helfen. Doch das Hinzutreten an den Bürger geschah in demselben guten Gefühl, das ich empfand, als wir Anfang 2013 unser Projekt AfD in Thüringen starteten. Und ich weiß, daß Sie ebenso erleben durften.
Jetzt ist eine große Schlacht geschlagen, obgleich der Kampf natürlich weitergeht. So lange weitergeht, bis wir unser Kernanliegen durchgesetzt haben – nämlich eine umfassende, sachliche und vor allem ergebnisoffene Aussprache ohne Denk- und Sprechverbote darüber, wie wir als Deutsche in Zukunft gemeinsam leben wollen!
Die Bundestagswahl war ein wichtiger Etappensieg. Wenn man die Gutmütigkeit und Duldsamkeit unseres Volkes berücksichtigt, war dieser 24. September 2017 nichts anderes als eine parteipolitische Revolution, die unsere AfD als erste bürgerlich-patriotische Kraft in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in den Deutschen Bundestag getragen hat.
Der Osten geht weiter voran. Hier haben wir unseren Anspruch, eine neue Volkspartei zu sein, eindrucksvoll unterstrichen.
Ganz vorne befinden sich unsere sächsischen Freunde, die heute bereits das sind, was wir 2019 in Thüringen sein wollen, nämlich stärkste politische Kraft. Das grandiose Ergebnis in Sachsen hat in meinen Augen drei wesentliche Ursachen:
– Die landsmannschaftliche Gestimmtheit: Die Sachsen waren schon immer ein selbstbewußter und meinungsfreudiger Menschenschlag. Sie waren Hauptträger der friedlichen Revolution von 1989 und reagieren bis heute sehr sensibel auf obrigkeitsstaatliche Zumutungen.
– Die Außengrenzen: Das über die offenen Grenzen drängende Phänomen der importierten Kriminalität ist für einen Großteil der sächsischen Bevölkerung, anders als noch für manchen Binnendeutschen, im Alltag konkret erfahrbar.
– Die Bürgerbewegungen: Vor allem die uns nahestehende PEGIDA hat erfolgreich den vorpolitischen Raum besetzt und für eine Basismobilisierung und -politisierung gesorgt, die ohnegleichen ist.
Wir Thüringer haben hinter den beispielgebenden Sachsen im Ländervergleich einen großartigen zweiten Platz erkämpft. Von Bedeutung dürfte neben dem hingebungsvollen Wahlkampf aller Kreisverbände und Kandidaten vor allem die Geschlossenheit unseres Landesverbands sein, der in unserer Fraktion, mit ihren hochqualifizierten Referenten und engagierten Abgeordneten, über einen starken parlamentarischen Arm verfügt. Mit dem Ergebnis dieser Bundestagswahl im Rücken und dem Stolz auf das bisher Geleistete hoffe ich, daß wir in Zukunft noch selbstbewußter und damit gelassener den zahlreichen Attacken widerstehen, gleich ob sie vom politischen Gegner, der uns selten freundlich gesinnten Presse oder persönlich enttäuschten ehemaligen Mitstreitern vorgetragen werden.
In den letzten Tagen hat sich die Bundestagsfraktion in Berlin konstituiert. Wir haben aus Thüringen heraus alles getan, um die schwierigen ersten Schritte mit unserer Erfahrung konstruktiv zu begleiten. Die Thüringer Landesgruppe, bestehend aus fünf (!) Abgeordneten, wird unter der Leitung von Stephan Brandner im zusammenführenden Geist weiterwirken und dabei in Berlin, den Thüringer Löwen im Herzen, die Thüringer Fahne hochhalten.
Wir Thüringer Mitglieder haben ein gemeinsames, großes Ziel, nämlich hier im Freistaat 2019 den historisch-politischen Sündenfall namens Rot-Rot-Grün zu beenden und mit einem deutschlandweit wahrgenommenen Fanal eine bürgerlich-patriotische Zeitenwende einzuleiten.
Mitte kommenden Monats wollen wir unsere Strategie und Organisiation auf dieses Ziel hin neu justieren. Ich halte am Avantgarde-Gedanken für den Thüringer Landesverband und die Thüringer Fraktion fest. Natürlich gilt nach wie vor, daß Klugheit vor Mut kommt. Aber ohne Mut werden wir die Zukunft nicht mehr gewinnen können. Bleiben wir uns treu. Gehen wir aufrecht!
Ich danke Ihnen nochmals, auch im Namen meines Landessprecherkollegen Stefan Möller, der in diesen Stunden im Plenum des Landtages sitzt, herzlich für das Geleistete und freue mich auf die vor uns liegenden Herausforderungen.
Ihr Björn Höcke
29. September 2017