Äpfel aus Chile, Gurken aus Spanien und Heidelbeeren aus Tunesien, dieses Bild bieten Supermärkte. Besonders irreführend sind Bio-Produkte aus der Ferne, zieht man den Importweg hinzu, dürfte es mit „Bio“ nicht mehr so weit her sein. Wobei hier der Konsument den Ausschlag macht. Aber nicht alleine. Bei manchen reicht das Geld nicht bis zum Ende des Monats, andere schauen nicht auf das Etikett und wieder anderen ist es vielleicht egal, woher die Lebensmittel stammen.

Höchst bedenklich wird es dann, wenn es um tierische Produkte, speziell um Fleisch und Wurst geht, also Produkte von Rindern, Schweinen, Geflügel und mehr. Hier zeigt sich die globalisierte Lebensmittelindustrie von ihrer schlimmsten Seite. So werden Rinder aus Deutschland auf tausende Kilometer lange Tiertransporte geschickt und landen in Nordafrika beim Schlachter oder werden dort auf Märkten massakriert. Oder sie werden nach Asien exportiert, ohne Wasser und Nahrung. Darunter auch trächtige Tiere, die angeblich zu Zuchtzwecken angefordert wurden. Nutztiere, die diese Tortur nicht überleben, werden zum Beispiel im Mittelmeer entsorgt und dann Wochen später an den Strand geschwemmt. Und nicht selten wird das Fleisch der Tiere, welche die Transportqualen überlebten, um geschlachtet zu werden, dann aus dem Ausland wieder zurückgekarrt, weil es aufgrund des niedrigen Preises hier Abnehmer findet. Dass die Bedingungen der Schlachtstätten hinsichtlich des Tierschutzes gerade in Drittländern ganz andere als hier sind, ist selbstredend.

Es ist wohl nicht übertrieben hier von einer Perversion der Lebensmittelerzeugung zu reden. Und an dieser trägt nicht nur der Verbraucher Schuld, sondern auch die Politik auf allen Ebenen, die solche Zustände zulässt. Gerade die EU hat durch ihren innereuropäischen Wettbewerb, ihre Landwirtschaftsagenda und ihre Subventionspolitik dafür gesorgt, dass hiesige Schlachtbetriebe abwandern oder ganz aufhören. Die mobile Weideschlachtung ist hingegen in Thüringen und Deutschland noch nicht ausgeprägt genug. Also werden die Tiere, die kaum noch Preise erzielen, in Transporter verfrachtet. Die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter sind personell wohl kaum in der Lage, alle Transporte zu kontrollieren. Und dann wären da noch die Lastwagen, die ihre tierische Fracht von anderen Ländern durch Deutschland fahren und meist nur per Zufallskontrolle überprüft werden.

Das Leid der Tiere, ich will hier sogar von einer Hölle für die Tiere sprechen, wurde kürzlich in einer schockierenden Dokumentation gezeigt. Es sind Bilder, die einen um den Schlaf bringen.

Wir haben nicht nur eine moralische Verantwortung für Menschen, sondern auch für Tiere. In diesem Sinne müssen wir uns mit allen gegebenen Möglichkeiten dafür einsetzen, dass diese Art der Lebensmittelindustrie aufhört. Durch Wiederansiedlung von heimischen Schlachthöfen, durch Weideschlachtung, durch regionales Kaufen, durch bewussten Konsum, durch personelle Aufstockung der Ämter, durch mehr Transportkontrollen und durch den Widerstand gegen jene Politik, die diesen unverantwortlichen Irrsinn mit zu verantworten hat. Sei es die EU, die Bundes- oder die Landespolitik. Wir können und müssen die Lebensmittelindustrie zum Besseren ändern!

Nadine Hoffmann MdL