ERFURT. Der Kalender zeigt den 29. Mai. Es ist Dienstag. Dieser Dienstag ist ein heißer Tag, der Wetterbericht lässt daran keinen Zweifel. Temperaturen nahe der 30 Grad, dunkle Wolken, Regen und Gewitter inklusive. Das kann was werden! Um mit den Bürgern ins Gespräch über den Widersinn in Deutschland zu kommen, gibt es seit Monaten diese Touren. Landtagsabgeordnete im Gespräch mit den Bürgern.
Es geht an diesem Tag nach Waltershausen und nach Bad Tabarz. Landtagsabgeordneter Olaf Kießling fährt selbst. Im Grunde ist Waltershausen nur ein Katzensprung. Durch das bekannte Klaustor der alten Stadtbefestigung steuert Olaf sicher das mobile AfD-Büro direkt auf den Marktplatz. Doch von einem erwarteten quirligen Treiben auf dem Marktplatz ist nicht viel zu entdecken. Der Marktmeister hat uns einen Platz zugewiesen, am Rand und dennoch mittendrin.
Ich nehme mir einen Packen Zeitungen, Kugelschreiber, Flyer und steuere auf eine Bank zu, besetzt mit zwei Rentnern. Und schon bin ich mittendrin im Gespräch. Berlin, Thüringen, Rente, Zuwanderung, Zukunft. Was wollen wir? Als die Uhr die 13. Stunde anzeigt, habe ich unter anderem mit zwei Niederländern, mit einer Kurdin, einem Flüchtling aus Eritrea und mit einem 93-Jährigen aus Waltershausen gesprochen. Und natürlich auch mit jenen Pfiffigen, die plötzlich auftauchten und die Frage stellten: „Haben Sie auch Kulis?“.
Ganz in der Nachbarschaft befindet sich übrigens das Büro des SPD-Abgeordneten Dr. Werner Pidde. Mit ihm arbeitet Olaf im Haushaltsausschuss. Aha. Da schauen wir doch mal hinein. Es gibt Small Talk. Nichts Tiefgründiges, aber wir reden miteinander. Wieso auch nicht?
Bevor wir gen Tabarz starten gibt es doch noch einige, die auf uns zukommen. Ja, wir kennen die Probleme, die Sorgen, den Ärger. Ja, wir wollen ein anderes Deutschland. Kein linkes, sondern ein vernünftiges, gerechtes, jedenfalls viel gerechter, freier, fröhlicher. Wir haben hier gar nichts zu verantworten. Weder Rentenarmut, Kinderarmut, miserable Bildung, kaputte Infrastrukturen, leere Dörfer, tausende Wegzüge in den Westen, Billionen Schulden…, Krawalle, Terror, überstrapazierte Polizisten – NEIN, wir haben dies nicht zu verantworten. Und dennoch sind wir bereit, diesen Wahnsinnsberg von Arbeit auf uns zu nehmen. Und dafür werden wir noch beschimpft, gehasst, verleumdet, angegriffen… Ein Spinner, jung und bemalt, typisch Antifa, radelt vorbei: „Ihr Nazischweine“, ruft er – relativ leise, dann ist er schon verschwunden. Mein Gott, wo leben wir eigentlich? Diese Gedanken lassen einen mitunter nicht mehr los. Die Gründe dieses Hasses müssen viel, viel tiefer liegen.
In Tabarz angekommen gehen auch wir irgendwie baden. Es wird dunkel, es blitzt und donnert. Und es regnet. Der uns zugewiesene Platz wird kaum frequentiert, er liegt ganz in der Nähe eines Straßenkreisels am Spindlerplatz. Der Regen lässt ein wenig nach. Olaf und seine Mitarbeiterin Franca Fabricius machen sich auf. Zeitungen und Infos wandern in die Briefkästen der Umgebung. Ich bleibe beim VW-Bürgerbüro. Und tatsächlich werde ich noch mutmachend angesprochen. Ein Erfurter, der im wirklich schönen Tabarz mit Freunden wandert. Er kennt sich aus, war bei allen Demos in Erfurt dabei, sagt er. Er wünscht uns Glück. Es ist deutlich kühler geworden. Wir starten nach Hause. Richtung Ilmenau, durch das Leinatal. Im Ortsteil Altenbergen gibt es die Erzdiozöse von Myreon in Deutschland. Olaf Kießling und Marcus Bühl, unser Bundestagsabgeordneter, pflegen gute Kontakte zu diesem Kloster, welches den Namen St. Gabriel trägt. Wir legen einen Stopp ein. Kontakte auffrischen.
Kurzes Fazit einer Tagestour, die für mich gegen 18.30 Uhr endet. Fakt ist, die Bürger wollen angesprochen werden. Die AfD vor Ort ist ein Anfang. Die Bürgerbewegung AfD muss sich aber auch auf die Bewegung der Bürger verlassen können. Daran muss noch tüchtig gearbeitet werden.
Text: Büroleiter Achim König
Bild: privat