Günther Jauch versteht es nicht. Björn Höcke, der AfD-Fraktionvorsitzende im Thüringer Landtag meinte doch tatsächlich auf Jauchs Nachfrage zur gestrigen Sendung: „Da fehlt mir die Ausgewogenheit.“

Warum nur?

Die Diskutanten waren sorgfältig ausgewählt. Ein rechtskonservativer Politiker – Björn Höcke – bekam es mit Bundesjustizminister Heiko Maas zu tun, der  Pegida als „Schande für Deutschland“ ansieht sowie „sorgfältig“ herausgeschnittene  und eingespielte Redesequenzen Höckes anlässlich einer AfD-Demo in Erfurt als „widerlich“ bezeichnete.  Eine weitere Diskutantin war Anja Reschke, Moderatorin des für seinen starkem Linksdrall bekannten  Magazins „Panorama“.

Während bei den ersten beiden gleich klar war, dass diese ausgewiesene Gegner der AfD sind, kannte Klaus Bouillon, den CDU-Innenminister des Saarlands zugegebenermaßen kaum einer. Dieser ließ durch Abspulen einiger Variationen der „Wir schaffen das!“-Merkel-Phrase  im Laufe der Sendung schnell erkennen, dass er zu dem Teil der CDU zählt, welcher Teil des Problems der Asylkrise und nicht der Lösung ist. Höhepunkt seiner Offenbarung war die Antwort auf Jauchs Frage, warum er sich mit der Benennung von Missständen in einem Aufnahmelager für Asylbwerber nach eigenem Bekunden schwer getan hat. Die Antwort lautete: „Ich habe gewusst, dass einige versuchen, mich wie heute Abend passiert in die rechte Ecke zu rücken …“

Nun, den Mut musste also ein anderer aufbringen. Ein Rechtskonservativer gegen zwei überzeugte Linke und einen, der Angst hat, als „rechts“ zu gelten  – das gilt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk des Jahres 2015 als ausgewogenes Verhältnis. Drei gegen eins also, wenn man dem Moderator nicht mitzählt. Das zumindest könnte man auch anders sehen, denn die eingespielten Filmchen zeigten klar die von Jauch zugewiesene Rollenverteilung in der Diskussion  (hier der böse rechte Höcke, da die arme mutige Journalistin Reschke). Die von Jauch moderierte Gesprächsführung verlief so, dass Höcke nur selten zu Wort und kaum mit der Richtigstellung von Unterstellungen und rhetorischen Angriffen hinterher kommen konnte, zumal ihm Reschke permanent ins Wort fiel.

Selbst der wahrnehmbare Klatschmodus des Publikums ließ vermuten, dass dieses sich ausschließlich aus Höcke-Gegnern zusammensetzte – ein seltsames Zerrbild der Realität, in der Höcke jeden Mittwoch Tausende Menschen motivieren kann, auch bei schlechtem Wetter gegen die derzeitige Asylpolitik auf die Straße zu gehen.

Inhaltlich konnte man von einer solchen Sendung nicht viel erwarten. Das Björn Höcke eine Deutschlandfahne mit in die Sendung brachte, war den anderen Diskutanten und dem Moderator sichtbar unangenehm.

An einer Stelle wurde es aber nochmal interessant:

Maas erklärte grob, wie die Zensur bei Facebook zukünftig funktionieren soll. Eine „Stelle“ oder mehrere „Stellen“ sollen Facebook melden, wenn zumindest zu befürchten ist, dass in einem Beitrag auf Facebook ein strafbarer Inhalt vorliegen könnte. Facebook sperrt dann nach der getroffenen Vereinbarung den Beitrag. Die Strafbarkeit muss also nur befürchtet werden – von den richtigen Leuten wohlgemerkt – um eine Meinungsäußerung zu unterbinden. Dass gerade Maas einen solchen Modus anstößt, ist besonders pikant, denn er hatte es sogar schon fertig gebracht, ein Ermittlungsverfahren der Generalbundesanwaltschaft zu sabotieren. Wie die Prüfung der Strafbarkeit bei rechtskonservativen Beiträgen unter einem solchen Bundesjustizminister ausfallen wird, darüber kann man durchaus schon einmal Vermutungen anstellen.

Außer Höcke äußerte übrigens keiner ein Störgefühl, welches angesichts des letzten Satzes in Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes jeder Demokrat hätte spüren müssen.

Dieser Satz lautet: Eine Zensur findet nicht statt.

Stefan Möller

Quelle: http://th-blog.de/alle-gegen-einen-guenther-jauchs-talksendung-vom-18-10-2015-2145-uhr-ard/