In einer Thüringer Zeitung erschien Ende Januar 2016 ein Beitrag mit der Überschrift „Lieber ein Windrad vor dem Dorf als ein Atomkraftwerk“ (nach der Aussage eines Bewohners).
Unser daraufhin verfasster Leserbrief konnte leider von der Redaktion der Zeitung nicht akzeptiert werden. Daher erfolgt nun die Veröffentlichung an dieser Stelle.
Eigentlich kann man prinzipiell die Leistung von Kernkraftwerken (KKW) mit der von Windkraftanlagen (WKA) gar nicht vergleichen, da erstere „grundlastfähig“ immer dann Strom liefern, wenn er gebraucht wird, und letztere bedarfsunabhängig nur dann, wenn der Wind weht.
Trotzdem fanden wir es „reizvoll“, einmal auszurechnen, wie viele WKA denn statt eines KKW vor dem Dorf stehen müssten, wenn man deren Leistungen vergleicht. Wichtig ist dabei aber nicht nur die bereitgestellte Nennleistung, sondern vor allem die damit produzierte Energie(Strom)-Menge. Diese ist es ja, die vom Verbraucher bezahlt werden muss.
Berechnung (etwas ausführlicher als in dem eingesandten Leserbrief):
Das Jahr hat 8.760 Stunden.
Wir gehen bei dem folgenden Vergleich von einem KKW mit 1.200 Megawatt und einer modernen WKA mit 2,5 Megawatt Nennleistung aus.
Über ein Jahr gesehen kann das KKW mit seiner Nennleistung in etwa 90 % der Zeit (nicht 100 % wegen Wartungen) vollen Strom liefern: 8.760 x 1.200 x 0,9 = 9.461.000 Megawatt-Stunden.
Ein WKA hingegen kann rechnerisch zu nur 17 % (unter durchschnittlichen mitteleuropäischen Windbedingungen) der Zeit seine Nennleistung liefern: 8.760 x 2,5 x 0,17 = 3.723 Megawatt-Stunden.
Teilt man 9.461.000 durch 3.723 erhält man 2.541.
Die gelieferte Energie(Strom)menge des Kernkraftwerkes ist also rund 2.500 mal größer als die einer WKA mit 2,5 MW. Anders ausgedrückt, das Dorf müsste den Aufbau von 2.500 WKA ertragen, statt eines KKW. Doch dieses bräuchte es trotzdem, weil es sich beim Beispiel oben ja nur um Durchschnittswerte handelt, und bei Flaute von den WKA kein Strom erzeugt wird. Dann muss das KKW (oder ein anderes grundlastfähiges Kraftwerk) einspringen. Es erfolgt also eine zweifache Investition für dasselbe Ergebnis.
So leistet sich unser Land mit den „erneuerbaren“ (besser „unberechenbaren“ oder „instabilen“) Energien (Wind und Solar) den Luxus einer doppelten Kraftwerkskapazität, was seine internationale Wettbewerbsfähigkeit und seinen Lebensstandard schwer beeinträchtigen muss. Dieser Prozess ist bereits in vollem Gange.
Dipl. Ing. Michael Limburg und Dr. H. Thieler
Jena und Erfurt, 10. Februar 2016