Ob wir uns noch die Müllberge anschauen wollen, die im benachbarten Wald liegen? „Nein, das ist nicht nötig“, entgegne ich und nehme mit meinem Mitarbeiter Abschied von einem jungen Mann und seinem Vater, die zu den Opfern des Fanals von Suhl gehören. Nach dem Sonderplenum des Thüringer Landtags zum Thema Asyl bin ich am frühen Abend des 24. August 2015 nach Südthüringen gefahren, um mir selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und mir von Augenzeugen berichten zu lassen.
An der Straße, die aus der im Tal gelegenen Innenstadt steil bergauf Richtung Erstaufnahmezentrum führt, liegt das Wohnhaus der Familie S. Von der Terrasse schweift unser Blick über die von der Abendsonne beschienen, Suhl umgebenen Hügel des Thüringer Waldes. Meine Wanderwaden fangen an zu jucken, als ich diese Postkartenidylle in mir aufnehme. Die Schilderungen meiner Gesprächspartner reißen mich aber schnell aus meinem Tagtraum:
Der Vater, Handwerker, und sein Sohn, der gerade seine Lehre beendet hat, waren, als sie von einem Brand in selbiger hörten, am Abend des 19. August 2015 beide getrennt in ihren Autos zu der etwa einen Kilometer entfernt gelegenen Erstaufnahmeeinrichtung gefahren. Getrieben wurden sie dabei von der Sorge um ein in der Nähe gelegenes und der Familie gehörendes Grundstück, das vom Vater als Lagerplatz genutzt wird.
Der Sohn entdeckte bei seiner Kontrollfahrt, an der auch seine Freundin teilnahm, ein Kamerateam des MDR. Da man sich kannte, hielt er an, um das Team zu bitten, die Vorgänge zu filmen, damit sie an die Öffentlichkeit gelangen. Dort traf er sich mit seinem Vater. Das Kamerateam, der Vater und die Freundin des Sohnes gingen in Richtung der Erstaufnahmeeinrichtung, während der Sohn noch kurz am Auto blieb. Als er nachfolgen wollte, kam ihm schon der Vater wieder entgegen, der ihn warnte, dass die Situation zu eskalieren drohe.
Der Sohn versuchte noch, seine Freundin zu finden. Die hatte aber bereits in Todesangst vor einer eisenstangenschwingenden Menge flüchten müssen. Der Sohn sieht, wie versucht wird, das MDR-Fernsehteam anzugreifen. Er rennt auch zurück zu seinem Auto. Er versucht noch einmal Richtung Erstaufnahmestelle zu fahren, um die Freundin in Sicherheit zu bringen. Schnell ist sein Auto aber von einer Gruppe junger Männer, die ebenfalls Eisenstangen haben umringt. Sie wollen ihn an der Weiterfahrt hindern und bedrängen sein Auto. Er habe es gerade noch geschafft, den Rückwärtsgang einzulegen und den Angreifern zu entkommen. Später wird er mir die zahlreichen Beulen an seinem Wagen zeigen, die auf eine massive Gewalteinwirkung hinweisen. Bei seiner Flucht gelingt es ihm, sein Freundin zu finden, die ihren Verfolgern gerade noch entkommen war und nun auf einer Straße entlang gelaufen kam.
Der Vater sieht sich, in seinem VW-Bus sitzend, mit derselben Lage konfrontiert. Ihm gelingt allerdings keine schnelle Flucht. Mit Eisenstangen wird sein Auto „entglast“ und das Blech traktiert. Ein Asylbewerber mit einer Eisenstange an der Hand reißt die Beifahrertür auf. Der Vater spürt einen Schlag an seinem rechten Knie. Entweder war es der Asylbewerber mit der Eisenstange oder jemand hat durch die offene Tür einen faustgroßen Stein nach ihm geworfen. Später findet er jedenfalls einen solchen Stein in seinem Auto. Andere Asylbewerber versuchen die Angreifer zu beruhigen. In einer kurzen Angriffspause kann er entkommen – zeitgleich mit dem bedrängten Kamerateam. Herr S. kann sich seit dem 19. August nur noch humpelnd fortbewegen. Sein Knie ist dick geschwollen. Die abschließende Diagnose steht noch aus. Es droht ein enormer Verdienstausfall.
Während mir die beiden immer noch sichtlich schockiert ihre Geschichte erzählen, passieren unaufhörlich Asylbewerber das Hausgrundstück der Familie S. Es sind ausnahmslos junge Männer, die bepackt mit Plastiktüten vom talwärts gelegenen Supermarkt heraufkommen. Diejenigen, die ihre Schritte bergab lenken, telephonieren lautstark mit ihren Smartphones und gestikulieren dabei wild mit ihren Armen.
Die Schäden an den beiden Kraftfahrzeugen summieren sich auf viele tausend Euro. Kommt es zum Verdienstausfall des Vaters, wird es richtig schlimm für Familie S. Aber nach jetzigem Stand sieht sich die Landesregierung, die für die Erstaufnahmestelle verantwortlich ist, nicht in der Pflicht, der Familie beizustehen.
Wenn es dabei bleibt, wird die AfD Thüringen mit einem Spendenaufruf helfen. Es geht um die
Solidarität mit denen, die vom Staat und der etablierten Politik alleingelassen werden – den deutschen Bürgern!
Quelle: AfD-Fraktion