Wenn den Etablierten die Ideen und die Argumente ausgehen, dann fangen sie an zu plakatieren. Unrühmlicher Höhepunkt dieses Konjunkturprogrammes für Marketing-Agenturen sind die neuen „Bauernregeln“ des Bundesumweltministeriums.
Vor wenigen Monaten hatte schon die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen versucht, den Bürgern im Freistaat ihre Gebietsreform schön zu reden. Eine Gebietsreform, die die Menschen nicht wollen und deren Sinn und Nutzen bisher durch nichts nachgewiesen wurden. Aber mit der Plakataktion „Gegen diese Reform kann man nicht sein“ für eine stolze knappe halbe Million Euro Steuergeld bemühte man sich, den Leuten die Meinung einzuschärfen, die sie zu vertreten haben.
Vielleicht hat sich die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ihre „Super-Aktion“ bei ihren Parteikollegen in Thüringen abgeschaut. Vielleicht war es auch die eigene Ideenlosigkeit für eine auf das Wohl unserer Bürger ausgerichtete Politik, die sie zu der Entscheidung bewogen hat, 1,6 Millionen Euro für eine Plakataktion mit neu erfundenen „Bauernregeln“ rauszuwerfen.
Diese „Bauernregeln“ haben es in sich. Mit 12 mehr oder weniger schlauen Sprüchen führt das Bundesumweltministerium die zum großen Teil selbst verursachten Missstände der Bundes- und Länderpolitik vor. Zum Beispiel meint Frau Hendricks: „Gibt’s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jeder Spur“. Das ist sachlich durchaus richtig, führt aber zu der Frage, warum nur Mais auf weiter Flur steht. Weil in der von linksgrünen Politikern herbeigesehnten und üppig mit Steuergeldern geförderten Erneuerbaren Energiewende die Biomassekraftwerke ein wichtiger Bestandteil für „saubere Energie“ sind. Diese brauchen sehr viel Mais, um betrieben werden zu können. Den Sonderzuschlag für Mais gibt`s noch oben drauf.
Dazu kommt die Massentierhaltung, bei der viel Mais verfüttert wird, an Rinder zum Beispiel. Seit Monaten ist in den Medien zu erfahren, dass der Milchpreis extrem niedrig und damit existenzgefährdend besonders für kleine Bauernhöfe ist. Verlassen von der Politik in Brüssel und Berlin müssen sich die Bauern entscheiden: Den Tierbestand vergrößern – also hin zur Massentierhaltung – oder aufgeben. Trotz vieler Proteste der Bauern gibt es von der Politik keine Lösung, dafür aber eine schöne neue „Bauernregel“: „Steh`n im Stall zu viele Kühe, macht die Gülle mächtig Mühe“. Bravo!
Auch über das Sortensterben bei verschiedenen Pflanzen macht sich die Ministerin Sorgen: „„Gibt`s nur eine Pflanzenart, wird´s fürs Rebhuhn richtig hart“. Und wieder folgt die Frage: Warum ist das so? Das EU-Saatgutrecht schreibt für jede einzelne Sorte eine offizielle Zulassung vor, damit Saatgut (zum Beispiel für neue Sorten) hergestellt und verbreitet werden darf. Diese Zulassung aber kostet zum einen viel Geld und ist andererseits mit viel Bürokratie verbunden. Fachkundige aus der Landwirtschaft werden sich noch an die langwierigen Rechtsstreitigkeiten um die Verlängerungszulassung der für den ökologischen Anbau bedeutsamen Kartoffelsorte „Linda“ erinnern. Sortenvielfalt contra EU-Richtlinien! Wenn Konzern- und Profitinteressen im Mittelpunkt stehen, kann man den Naturschutz oder die Landschaftsschonung in der Landwirtschaft schon mal übersehen. Aber dafür gibt es ja jetzt einen Spruch: „Ohne Blumen auf der Wiese, geht´s der Biene richtig miese“.
Plakate soll es auch geben für artgerechte Tierhaltung und gegen zu viel Dünger und Pflanzengift auf den Feldern. Alles richtig, aber wie wäre es mit Handeln statt mit Plakatieren?
Nun hätten diese 1,6 Millionen Euro nicht die gesamte deutsche Landwirtschaft retten können. Zu tief sitzen die krisenhaften Erscheinungen, in der dieser Wirtschaftszweig steckt.
Sie haben keine Ideen und schon gar keine Lösungen und sie haben auch keine Argumente mehr. Mehr noch, es fehlt das Gespür für die Lebenswirklichkeit der Menschen in unserem Land. Besonders Landwirte sind mit der Natur und ihrer Heimat verbunden, da reicht es nicht, blümchenverzierte Plakate aufzuhängen. Die Meinungen und die Situation der Bürger – in diesem Fall der Bauern und ihrer Familien – sind Ihnen völlig egal. Auf dieses Weise werden die in der Landwirtschaft Beschäftigten verachtet und verhöhnt. Die Probleme der Landwirtschaft bleiben hingegen weiter ungelöst.
Eine „Bauernregel“ fehlt noch:
Nur Phrasen und kein Inhalt mehr, es muss die politische Wende her!
Birgit Noll