In Berlin ist ein Kind an Masern gestorben. Das ist traurig für dessen Familie und ein Grund für fettgedruckte Zeitungsüberschriften.
Es gibt viele Vermutungen in diesem Fall: das Kind hatte noch eine weitere Krankheit, das Kind wäre ,wenn nur mit dieser Krankheit belastet, noch am Leben, das Kind war zwar geimpft, aber ausgerechnet nicht gegen Masern.
Angesichts der Hitzigkeit der Debatte, die hier mit Schlagworten wie „Impfverweigerer“ und „Trittbrettfahrer“ geführt wird, hoffe ich, daß den armen Eltern erlaubt wird, um ihr Kind zu trauern, ohne sich noch mit lebenslangen Selbstvorwürfen martern zu müssen.
Wir haben bei Masern eine Durchimpfungsquote von ca.90%. Für einen epidemiologisch sicheren Schutz verlangen die Experten 95 %.
Die fehlenden 5 % sollen also mit der Impfpflicht (Zwang) herbeigeführt werden. Als ich das hörte, war meine erste Frage: Wie soll das in der Praxis aussehen? Gibt es dann, wenn Eltern das Impfen einfach vergessen, Mahnschreiben mit Androhungen von Ordnungsgeld? Bei Absicht und Impfverweigerung: Von polizeilicher Vorführung? Oder gar von Inobhutnahme der Kinder seitens des Jugendamtes? Erzwingungshaft für renitente Eltern?
Die Politik, vor allem in Gestalt des Bundesgesundheitsministers sollte sich hier hüten, boulevardzeitungsgerechte Schnellschüsse zu platzieren, bei so weitrechenden Eingriffen in die grundgesetzlich garantierten Elternrechte bedarf es einer auch wissenschaftlich begleiteten Debatte über die Risiken und den echten oder vermeintlichen Nutzen solcher Maßnahmen.
Wenn man, wie ich es in Vorbereitung auf diese Rede getan habe, mit Immunologen spricht, die keinerlei wirtschaftlichen Interessen an Impfkampagnen haben, erfährt man etwas über die derzeit offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Impfen an sich.
Solange auch geimpfte Personen das Virus weitertragen können, dabei aber wegen eigener Symptomlosigkeit nicht identifizierbar sind und folglich auch nicht zu isolieren; und die noch frühere Impfung von Säuglingen erhebliche Gefahren für das Immunsystem der Kinder birgt, sollte nicht mit Zwangsmaßnahmen das Eltern-und Kinderrecht gewaltsam gebrochen werden.
Wenn der wissenschaftliche Erkenntnisprozeß mit Geld aus genau dem zu untersuchenden Sektor vorangetrieben wird, wie es oft im medizinischen Bereich derzeit der Fall ist, erlaube ich mir Skepsis.
Corinna Herold